Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

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Toasti

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Beiträge: 24

Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Toasti am 17.11.2019 16:46

Guten Tag liebe Leute
Ich wollte nun mal gerne eure allgemeine Meinung hierzu hören.
Kann ein Christ Einzelgänger sein oder widerspricht sich das?
Folgender Fall:
Tom ist ein recht lieber und freundlicher Mensch. Er führt eine gesunde Ehe und liebt seine Familie von Herzen. Außerdem liebt er es zu bestimmten Zeiten in Gemeinschaft mit Mitchristen zu sein. Diese bestimmten Zeiten sind der Sonntagsgottesdienst, geplante Treffen mit seinen engsten Freund(en) aus dieser Gemeinschaft oder Hauskreise. Was diese bestimmten Zeiten zu bestimmten Zeiten macht, ist, dass sie alle ein halbwegs fest definiertes zeitliches Ende haben. Der Gottesdienst geht zB bis 12, der Hauskreis bis 20, das Treffen ist auf 2h "vereinbart". Dies ist Tom auch relativ wichtig, weil er auch sehr gern wieder alleine für sich (bzw, Familie) ist, Innerhalb der Familie gibts dieses Phänomen nicht. Da könnte er Tag und Nacht die Anwesendheit seiner Familie genießen.
Tom würde sich selbst als Einzelgänger bezeichnen und findet dies auch gut so. Er braucht diese Zeit für sich vor allem aufgrund der Ruhe.  Nicht, dass ihm alle anderen egal sind (er betet für viele einer Bekanntschaften regelmäßig & aufrichtig), er ist nur einfach geografisch lieber alleine. Damit das gewährleistet ist hat er nur maximal 2,3 enge Freundschaften, was ihn jedoch reicht. Es wäre für ihn beispielsweise echt anstrengend, wenn er mit seiner Gemeinde ein Wochenendausflug macht (=Dauerstress bzw. keine Ruhe für sich).
Wenn er mal längere Zeit mit einem oder mehreren Geschwistern aus seiner Gemeinde verbringt, bekommt er nicht selten Kopfschmerzen und fühlt sich schnell überlastet, obwohl er im Alltag sonst recht belastbar ist.
Tom macht sich nun Gedanken, ob dies ein sehr schlechtes Zeichen ist oder nicht?
Was kann er ggf. dagegen tun?
Jetzt bin ich gespannt, was ihr dazu sagt.
Ich behalte meine Einschätzung erstmal für mich :)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 17.11.2019 16:47.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von geli am 17.11.2019 17:46

Also ich schreibe jetzt einfach mal ganz spontan: 

Ich würde diesen Christen überhaupt nicht als "Einzelgänger" bezeichnen. 

Er hat klar abgesteckte Prioritäten, erkennt, wann er "Ruhe" braucht, und er erkennt seine eigenen Grenzen.

Auch als Christ muss man nicht überall "dabeisein", man muss nicht an allen Gemeinde-Aktivitäten teilnehmen und sozusgen "Nonstop" im Einsatz für die Gemeinde sein.

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Merciful

53, Männlich

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Beiträge: 2129

Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Merciful am 17.11.2019 18:07

Die Einschätzung von geli habe ich noch nicht gelesen.
 
Ich möchte meinen, dass eine allgemeine, pauschale 'Bewertung' kaum möglich ist.
 
Verständnis hätte ich für Tom zunächst durchaus.
 
Leben als Christ findet zwar immer auch in und für die Gemeinschaft statt.
 
Aber ebenso wichtig kann für einen Menschen die persönliche Besinnung werden.
 
Besinnung hier im Sinne von 'zur Ruhe kommen', 'Kraft schöpfen'.
 
Die Besinnung kann das bewusste Hören auf Gott und das Gebet zu Gott einschließen.
 
Der Alltag eines Menschen, etwa in Form beruflicher Anforderungen, kann als sehr stressig empfunden werden.
 
Ruhe als Ausgleich und Regeneration kann für den Menschen insofern besondere Wichtigkeit erlangen.
 
Merciful

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Cleopatra
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Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Cleopatra am 18.11.2019 07:30

Also ich sehe in dem Beispiel auch keinen Einzelgänger, schließlich verbringt dieser Mann aus dem Beispiel ja auch viel Zeit mit der Familie.
 
In der Bibel steht, dass wir Licht oder auch Salz sind. Ja.
 
Aber ich sehe das bei mir (aus gesundheitlichen Gründen) ja auch, ich brauche zB den Abend, um runterzukommen, um auszuruhen.
 
Jeder Mensch ist anders, aber mir fällt jetzt auf SAnhieb auch kein Bbelvers ein, der ausdrückt, dass ein Christ immer sehr viele Freunde haben muss und viel Zeit mit anderen verbringt.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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nusskeks

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Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von nusskeks am 18.11.2019 10:53

Grundsätzliches:

Generell kann man sagen, dass ein Christ kein Einzelgänger sein kann. Christen sind durch den Heiligen Geist als Leib des Messias zusammengestellt. Wir bilden einen geistlichen Tempel und sind alle lebendige Steine dieses Tempels.

ALLE Beschreibungen der Jesusnachfolger heben die Verbindung zwischen ihnen hervor, welche durch den Heiligen Geist initiiert wurde. Egal wie man es auch erklären möchte, kann man diese Verbindung nicht leugnen, es sei, man wäre kein Christ und hätte keinen Heiligen Geist.

Hinzu kommt, dass man sich der Gemeinschaft auch gar nicht entziehen kann, ohne das es Auswirkungen hat. "Leidet ein Glied, leiden die anderen mit..." ist eben nicht nur eine fromme Floskel. Sowohl dem Einzelnen als auch der Gemeinschaft gehen darüber hinaus noch die Fähigkeiten, die Kraft, die Liebe, die Fürsorge etc. verloren, beschließt sich ein Glied abzusondern.

One of Israel

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Toasti

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Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Toasti am 18.11.2019 13:26

Vielen Dank für eure zahlreiches Engagement!

Ich sehe es grundsätzlich auch so wie die Meisten hier. Solange man sich nicht völlig abkapselt, ist das doch alles gesund.

Wenn nun hinzu kommt, dass Tom seit Monaten aufgrund Umzug oder veränderte Arbeitsverhältnisse keinen Hauskreis mehr besucht, ändert dies eure Meinung?

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von geli am 18.11.2019 18:43

Nein, das würde meine Meinung nicht ändern. 
So wie Du es am Anfang beschrieben hast, gehört "Tom" zu einer Gemeinde, hat wohl auch Freundschaften zu anderen Christen, die er pflegt. 
Er ist also eingebunden in den Leib Christi.

Es gibt im Christenleben immer wieder Zeiten, wo man auf der Suche ist, oder wo Veränderungen, so wie bei diesem Mann, durch Umzug oder andere Umstände angesagt sind.

Wenn er eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat, so wird er sicherlich mit der neuen Situation im "Gespräch" mit ihm sein, und wenn er einen Hauskreis besuchen soll, wird Gott es ihm sicherlich zeigen.

Man ist ja nicht "Christ", weil man einen Hauskreis besucht, und in meinen Augen ist es auch nicht unbedingt nötig.
Man ist auch kein "Einzelgänger", nur weil man keinen Hauskreis hat.

Unter einem "Einzelgänger" würde ich verstehen, dass es eine Person ist, die keiner Gemeinde oder einer christlichen Gemeinschaft angehört und auch sonst keine Kontakte zu Christen pflegt, und das auch gar nicht will. 

Das kann es grundsätzlich nicht geben - so wie es ja Nusskeks ausführlich beschrieben hat.
Aber das ist bei Deinem "Tom" ja nicht der Fall.

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JeanS

68, Männlich

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Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von JeanS am 18.11.2019 19:23

Hallo Toasti, also gehen wir davon aus, dass Tom seit Monaten aufgrund von Umzug UND veränderten Arbeitsverhältnissen keinen Hauskreis mehr besucht.

Toasti schrieb:Wenn nun hinzu kommt, dass Tom seit Monaten aufgrund Umzug oder veränderte Arbeitsverhältnisse keinen Hauskreis mehr besucht, ändert dies eure Meinung?

Ich wüsste nicht weshalb es überhaupt auf unsere Meinung ankommt. Ich persönlich  würde mir erst einmal Zeit lassen, mich an die neue Umgebung zuhause und bei der Arbeit zu gewöhnen.

Die folgenden Worte von geli finde ich natürlich sehr hilfreich.

geli schrieb:Wenn er eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat, so wird er sicherlich mit der neuen Situation im "Gespräch" mit ihm sein, und wenn er einen Hauskreis besuchen soll, wird Gott es ihm sicherlich zeigen.

Gruss Hans


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Cleopatra
Administrator

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Beiträge: 5143

Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Cleopatra am 19.11.2019 07:43

Ja, so sehe ich das auch.
 
Ein Einzelgänger ist ja ein Mensch, der ansonsten mit keinem anderen Menschen groß Kontakt hat (Einzeln = Alleine).
 
Als ich mir einen Junghund geholt habe, konnte ich auch eine zeitlang nicht zur Gemeinde gehen, weil mein Hund noch nicht so lange alleine bleiben konnte.
 
Ich habe die Gemeinde total vermisst, aber ich war zu der Zeit nicht weniger Christ.
 
Es gibt auch Christen, die garkeine Gemeinde oder Hauskreis bei sich in der Nähe haben. Auch die sind dann ja nicht weniger Christen.
 
Ja, Gemeinschaft und zB Gastgeberbereitschaft sind Tugenden von Christen, aber nicht einzelnes Merkmal, finde ich.
 
Auf jeden Fall habe ich es auch so verstanden, dass "Tom" ja eben Familie und Gemeinde und 2-3 Freunde hat.
 
Liebe Grüße, Cleo

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Einzelgänger als Christ -> Paradoxon?

von Burgen am 20.11.2019 08:50



Bei uns in der Gegend gibt es eine freikirchliche Gemeinde. Das ist ein Gebäude, das früher mal eine Stadtwäscherei war und lange leer stand. Dieses Gebäude kam dann zur Ausschreibung und die Kirche erhielt die Erlaubnis, dies Gebäude zu renovieren und umzubauen. Letzten Sommer war die Gelegenheit, einige Stunden darin sich aufzuhalten. Alles sauber, schön weiß und zweckdienlich, zum sich wohlfühlen darin. Von aussen ist ein ein recht großer Glaskomplex. 

Vor kurzem war schon die Umwelt recht dunkel und dort Licht an. Interessanterweise war ein Fitness-Studio zu sehen, indem sich einige Männer der Gemeinde dort betätigten. Das erfreute das Herz und mir wurde wiedermal klar, dass Jesus vielfältig gegenwärtig ist. Selbst im Fitniss-Studio innerhalb einer Gemeinde. 

Dieser ganze Kirchkomplex beschränkt sich also nicht nur auf 1 oder 2 Gottesdienste am Sonntag. Geht man auch wochentags dort vorbei, es ist der Weg zum Bäcker oder auch zum Spaziergng in den Wald, sind dort immer Menschen und Autos. Freitags finden Kinder- und Jugendspiele draußen statt. Pfadfindergruppe ebenfalls. Und eine Musikgruppe ist zu hören. Allerdings finde ich die Musik für mich nicht gut, zumal der Bass zu laut und dominant ist. Naja, es sind eben keine Liebhaber der Klassiker. 

So, das waren nun meine einleitenden Gedanken zu dem Gebäude am Weg. 
Obwohl es für viele Menschen sicherlich bereichernd wäre sich dem Gemeindeleben anzuschließen, fehlt mir der Friede dazu. 

Am einfachsten ist es eben sonntags in den Gottesdienst zu gehen und anschließend wieder nach Hause. Der Heilige Geist erfrischt meist den ganzen Menschen, wie auch nach einem GD mit Abendmahl. Das erinnert daran, wie es Mose erging, wenn er aus der Zeltbegegnung mit Gott zurückkam. 
Sein Gesicht strahlte, sein ganzer Körper wurde voller Energie und er war total mit Gott verbunden. Er hatte Kraft für seinen Umgang mit den Menschen bekommen. 
Aber, ich denke, dass es trotz allem gut ist, auch Zeiten ganz allein mit Gott/Jesus zu verbringen. 
Das kann das Glaubensband stärken, erneuern und neu ausrichten. 
Alles hat seine Zeit - wir lernen auch in solchen Zeiten Gott zu vertrauen, denn er lässt uns nicht. 



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