Bibelübersetzungen

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 21.04.2015 10:10

Zum schmunzeln: Georges wurde öfters als Dolmetscher beigezogen, wenn es um englische Vorträge ging. Da kam er in eine äußerst peinliche Lage: er hatte einen Ausdruck schlicht nicht verstanden und konnte den Sinn aus dem zuvor gesagten nicht ableiten. Der Redner hatte gesagt, wir sollten uns von Gottes Licht durchfluten lassen. Conflux war der Ausdruck, den Georges nicht begriff. So sagte er: Was Gott mit uns machen möchte ist - ja - ist - wie Kornflakes. Für Heiterkeit war jedenfalls gesorgt.

Das gehört eigentlich zum Thema Freuden und Sorgen eines Dolmetschers oder Übersetzers... aber eben: Schnitzer passieren jedem, warum denn nicht?

Willy

 

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 19.04.2015 22:53

Mit eine der größten Herausforderungen, wenn es um Übertragungen aus dem Hebräischen oder Griechischen geht sind die vielfältigen Bedeutungen, die ein einzelnes Wort haben kann. Warum hat wohl Luther das Wort Mammona germanisiert, statt zu übersetzen? Da ist er wohl an eine Grenze gestoßen. Mammona heißt Besitz, Erfahrungsschatz, Reichtum. Anderseits bedeutet es auch Bild, Vorstellung, Idee. Bei so vielen Möglichkeiten ergibt sich eine vernünftige Übersetzung nur aus dem Kontext. Ja, wörtliches Übersetzen ist nicht möglich, zu viel steckt in diesem einen Wort.

Das griechische Wort, das mit ermahnen übertragen wurde hat z.B. nix mit dem Drohfinger zu tun. Es hat weit mehr damit zu tun, jemanden bei der Hand zu nehmen, in die rechte Spur zu drängen, anschubsen und vor allem ermutigen.

Wenn im Deutschen lehren steht, hat das griechische Wort höchstens am Rand mit Vorträgen zu tun. Das griechische Wort heißt vor allem vormachen, vorleben, vorangehen und andere mitziehen, zum nachahmen ermuntern. Wenn ich das Wort so betrachte verstehe ich, dass Paulus sagt, ein Ältester muss (zwingende Form!!) ein guter Bibellehrer sein. Viele Älteste stehen kaum je auf der Kanzel. Sehe ich aber das Wort, das hier mit lehren übersetzt ist in seiner weiteren Bedeutung, da komme ich schon sehr schnell an ganz enge Grenzen, wenn ich versuche, wörtlich zu arbeiten. Das bei aller Verpflichtung zur Genauigkeit... Es geht ums übertragen der Botschaft in den Alltag.

Der Altphilologe Dr. Hermann Menge, der selbst beim übersetzen der Bibel zu Jesus fand, bemerkte mal: Vielleicht sind Berufskollegen da, die für einige Passagen bessere Lösungen finden. Was ich aber noch weit höher schätze sind geisterfüllte Gotteskinder, die mir bei der Arbeit raten... Damit sollte klar sein: die Bibel lesbar in unsere Sprache zu bringen ist nur durch Gottes Hilfe möglich.

Ein sehr tröstliches Wort fand ich im alten Testament. Da steht in Deutsch, dass Gott zu Josua sagte "geh über den Jordan". Genau steht hier aber komm. Mit andern Worten: Komm zu mir, in den Jordan. Dort warte ich, damit du unbeschadet hinübergehen kannst. Gott wartet auch auf mich mitten in der Prüfung in die er mich nie und nimmer von sich weg schickt. Also, Kind, komm, ich bin ja schon mal hier!!

Das sind nun mal einige Gedanken aus der Sicht eines ganz kleinen Übersetzers, der auch sehr schnell an seine Grenzen stößt...

Willy, den die Sprachen immer noch faszinieren. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.04.2015 23:03.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 18.04.2015 23:32

Na Leonie,

hast du meine Tarnkappe erwischt?! Lausbuben bleiben eben welche, auch wenn sie in die Jahre kommen... Also, ich mache meine Arbeit gründlich und genau, aber mit Herz. Sonst gleicht mein Geschreibe einer stohernen Epistel, um Vorgänger Luther zu zitieren.

Nebenbei bemerkt: wie gut dass Gott die Sprachen durcheinanderwirbelte! Als Übersetzer und Dolmetscher wäre ich ja brotlos... zudem ginge in meinem Leben sehr viel Spannung baden und manch ein Grund zu herzhaftem Lachen wäre wohl nie dagewesen!

Gute Nacht

Willy

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Leonie

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Beiträge: 17

Re: Bibelübersetzungen

von Leonie am 18.04.2015 15:41

Herzlichen Dank für eure Antworten, ich habe mich sehr darüber gefreut. 
Es gab Zeiten, in denen ich systematisch-nach einem angegebenen Plan-vorgegangen bin. Das war zwar ganz nett, schaffte mir jedoch nicht den Zugang, den ich gerne hätte. Mittlerweile hat sich das bei mir teilweise "verkehrt", d.h. mich spricht ein Vers oder einfach ein Bibelwort an, ich lasse es auf mich wirken, "schmecke" es und vergleiche dann und forsche weiter. Dieser Zugang gibt mir emotional mehr und lässt Freude aufkommen. Mir begegnen dabei Worte, die zu meiner Lebenssituation passen. In der Bibel wird jedoch auch von "Nüchternheit" gesprochen, fällt mir auf.
Den Bibelserver habe ich auch auf dem Pc, es lässt sich gut vergleichen. Neulich begegnete mir ein Spruch, den ich verglich und wo ich erstaunt feststellte, dass dieser Spruch in der Neuen Genfer Übersetzung fast poetisch klang. Ebenso erging es mir mit einem anderen Vers, der in der "Gute Nachricht Bibel" schöner formuliert dargestellt wurde (Jeremia 17,8). Von daher ist der Bibelserver sehr nützlich- man muss nicht gleich mehrere Bibelversionen leihen oder kaufen-sondern kann gleich online Bibelstellen vergleichen.
Ich würde von vorn herein keine Bibelversion ausschliessen, ich denke, jede Übersetzung hat ihren Wert in sich- ich sehe mir manchmal sogar Kinderbibel-Ausgaben im Netz an und gucke, wie für Kinder Texte übersetzt  und dargestellt werden.

@Willy du bist schon ein Schelm, gell? 
Das Eine- Wissenschaft-muss das Andere-das Herz -ja nicht automatisch ausschließen, es kann sich auch ergänzen.
@Cleo *knuddel* Deine Herzlichkeit ist doch das Wichtigste, du kannst den Menschen viel geben!
@Solana herzlichen Dank für den Hinweis auf Bibel-hub!- das kannte ich noch nicht.
Ich danke euch Allen! 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.04.2015 15:46.

Burg1

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Beiträge: 54

Re: Bibelübersetzungen

von Burg1 am 18.04.2015 14:21

Ich lese am liebsten die Lutherübersetzung. Wegen ihrer Ausdrucksstärke und Bildhaftigkeit. Und ich denke, dass sie ganz gut dem orientalischen "Stil" nachempfunden ist, besser als eine "hölzerne" möglichst wortgetreue Wiedergabe.

Ein Gegenbeispiel meinerseits. Ich lese die Lutherübersetzung überhaupt nicht, da ich Luther für eine zwiespältige Person halte. Ich halte mich lieber an die Zürcher Bibel (Zwingli) oder, da ich auch gerne die Spätschriften lese, die Gute Naricht-Bibel.

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 18.04.2015 13:45

Also wörtlich übersetzen kann einen ganz dumm reinreiten. Wenn ich einem Übersetungsprogramm den biblischen Satz eingebe: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, erlebe ich wunderbares... Ins englische übertragen klappt es noch ganz gut. Zurück ins Deutsche kommt genau wörtlich übertragen: der Schnaps ist gut nur das Fleisch ist verdorben...

Genau so wenig lege ich wert auf wörtliches übersetzen von Bibeltexten. Einzelne Worte kann man so genauer betrachten, niemals aber Textpassagen. Der Satzaufbau im Hebräischen wie in Griechisch ist ganz anders als in Deutsch. So übersetzte Texte sind kaum lesbar. Sehr oft erbringen sie gar keinen Sinn.

Da staune ich immer wieder über die großartige Leistung Luthers. Ich besitze einige Übersetzungen. Am liebsten arbeite ich mit der Lutherbibel, oft auch Menge. Sehr gern mag ich die verschiedenen schwedischen Übersetzungen, die mir wohl am nächsten liegen.

Mamis Übersetzung ist mir immer noch die liebste: sie übertrug die Bibel in ihren Alltag und lebte uns vor, was Jesus vermag...

Willy

 

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solana

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Re: Bibelübersetzungen

von solana am 18.04.2015 10:49

Ich denke, dass die Grundbotschaft des Evangeliums klar und einfach ist und nicht durch Übersetzungsvarianten so sehr beeinträchtigt wird, dass Entscheidendes verloren geht.
Sicher gibt es manche schwer verständliche Stellen, aber die kann ich im Zweifelsfall auch einfach stehen lassen (als sagen: das verstehe ich so und so, kann aber sein, dass es doch anders gemeint ist), ohne dass es meinen Glauben erschüttert. 
Je mehr man sich in die Bibel vertieft, um so mehr wird der Verständnishorizont erweitert und Einzelnes wird von diesem Gesamtkontext her immer klarer.

Ich lese am liebsten die Lutherübersetzung. Wegen ihrer Ausdrucksstärke und Bildhaftigkeit. Und ich denke, dass sie ganz gut dem orientalischen "Stil" nachempfunden ist, besser als eine "hölzerne" möglichst wortgetreue Wiedergabe.

Was die Urtexte angeht: Ich habe vor vielen Jahren mal das Graecum und das Hebraicum gemacht und auch in der Lektüre angewandt, das aber nicht regelmässig beibehalten. So ist vieles wieder in Vergessenheit geraten....

Wenn ich mich aber über das genaue Bedeutungsspektrum eines Wortes informieren will, suche ich lieber in Parallelstellen als im Wörterbuch, das gibt mir ein besseres Bild, finde ich.
Das geht ganz gut entweder mit dem Bibelserver auf deutsch:
http://www.bibleserver.com/
oder bspw hier mit dem griechischen und hebräischen Text: 
http://biblehub.com/interlinear/matthew/1.htm
Hier kann man nach einzelnen Ausdrücken suchen oder ganze Texte "interlinear" (mit der wörtlichen Entsprechung unter jedem Wort) lesen - leider nur auf englisch.
Gruss
Solana

 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 18.04.2015 09:02

Danke Cleo.

Tja, Paulus drückt sich so aus: Wissen bläst auf, Liebe bessert...

Er kam sehr großartig daher, der Praktikant im Gemeindedienst. Der Praktikumsleiter hatte ihm die Verantwortung für den Außenposten, eine mittelgroße Gemeinde, übergeben. Es war sein erster Tag. Sein Chef stellte ihn vor und der junge Mann durfte predigen. Dieser holte sich einen Stuhl, stellte ihn zum Rednerpult, setzte sich und erklärte, dass Jesus sitzend lehrte, "was ich nun auch so mache..."

Nach jenem Gottesdienst durfte der Junge von seinem Vorgesetzten eine einfache Fahrkarte zurück zur Bibelschule in den Hausdienst in Empfang nehmen...

Angelerntes mag nützlich sein. Weitergeben will ich aber nur, was ich selbst mit Gottes hilfe erarbeitet habe. Wissen allein bläst auf...

Und eine kleine Bemerkung in eigener Sache: ich bin Übersetzer. Wichtiger als das reine Sprachwissen ist bei meiner Arbeit die Ausgangs- und die Zielkultur zu kennen. So weiß am Polarkreis kein Mensch, was ich meine, wenn ich wörtlich übertrage, dass ich in ein Fettnäpfchen getreten bin. Ebenso wenig begreifst du, wenn ich sage, ich hätte neue Haut auf meiner Nase... Beides steht für dasselbe: die Nase, die sich bei arktischer Kälte zu weit vorwagt, schält sich wie bei einem Sonnenbrand. Hier bei uns trete ich eben ins Näpfchen, wenn ich mich in fremde Angelegenheiten einmische... So blieb mir für meine Arbeit nur eines: ich musste Land und Leute direkt in den einzelnen Regionen des Landes kennenlernen um ihre oft bildhafte Sprache auch gut übertragen zu können.

Zur Übersetzung der Bibel muss ich deren Verfasser immer besser kennenlernen und da hilft der Heilige Geist. Eines müssen wir vor Augen haben: von keinem einzigen Bibelteil haben wir den ursprünglichen Originaltext. Wir arbeiten da in jedem Fall mit Abschriften. Aber da bin ich getrost: Gott wacht ausgezeichnet über seinem Wort und lässt nicht so  leicht zu, dass wir durch die Übersetzung am Ziel verbeischießen.

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.04.2015 22:06.

Cleopatra
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Beiträge: 5180

Re: Bibelübersetzungen

von Cleopatra am 18.04.2015 07:57

Dafür kann ich weder griechisch noch aramäisch, sogar nicht mal englisch

Aber ich habe die revidierte Elberfelder, die sehr nah am Grundtext ist. Außerdem habe ich die mit Sprachschlüssel, wo man jederzeit die genaue Übersetzung lesen kann.
Und das wichtigste- ich habe den heiligen Geist, der mir erklärt, der übersetzt, der hilft.

Gott hat mir sein Wort nicht gegeben, damit ich durcheinanderkomme mit den so vielen Worten.
Gott hat mir sein WOrt gegeben, damit ich ihn näher kennenlerne, gestärkt werde, einen Lebensweiser habe.

Studiert habe ich nicht. Interesse habe ich sehr stark, da mich Gottes Wort und auch die damalige Kultur unheimlich fastziniert.

Wir haben drei Älteste. Ich glaube, alle drei haben nicht Theologie studiert oder sowas. Sie sind im Berufsleben.
Aber sie schauen in die Bibel, beten, beraten sich. Und sie lassen sich von Gott leiten.

Ich denke, das ist das wichtigste.
Und was ich manchmal höre, was im großen Theologiestudium beigebracht wird, bin ich sogar froh drum, weil dort nicht Gott und die Beziehung zu ihm im Mittelpunkt steht.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 17.04.2015 23:10

Wir haben in der Gemeinde hier einen bestens ausgebildeten Pastor. Als ich zu dieser Gemeinde stieß war er neu hier und hielt uns sehr interessante Vorträge. Es begab sich, dass ich ihn mal in seinem Büro aufsuchte und mit ihm betete. Einige Tage später sagte er mir, mein Gebet habe sich Wort für Wort erfüllt. Dabei bat er mich wieder mit ihm zu beten. Kürzlich sprachen wir miteinander und er sagte mir, seine Vorbereitungen für die Predigten hätten sich total geändert. Wenn er zuvor vielleicht einen viertel oder weniger seiner Vorbereitungszeit im Gebet verbracht habe sei das heute umgekehrt. "Ich bete die meiste Zeit und kann nun sogar meist frei predigen." Und die Botschaft kommt an, was zuvor kaum der Fall war.

Warum ich das hier schildere? Es ist aus meiner Sicht weniger wichtig, dass ich unheimlich viel weiß. Wichtig ist, dass Gott mich als Sprachrohr benutzen kann. Und da ist eben betend leben gefragt, damit Gott wirken kann. Dann darf ich aber auch sagen: die Bibelschulen haben mir das Grundrüstzeug mitgegeben. Dort lernte ich den Umgang mit Gottes Wort und das Gebetsleben kennen. Nicht Angelerntes, nur das was ich verdaut habe kann ich weiter geben.

Keine Angst, ich bin immer noch am lernen...

Was Sprachen angeht: da ich mehrere der modernen Sprachen kenne ist es klar, dass ich mir oft Übersetzungen in diesen Sprachen anschaue...

Willy, der nun schlafen geht und allen Nachteulen eine gute Nacht wünscht.

 

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