Impulse

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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 08.05.2025 13:16

„Denn ihr Herz war verhärtet" – Wenn Jesus lehrt durch Sturm und Brot (Mk 6)
Nach der gewaltigen Speisung der Fünftausend nötigt Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen. Das griechische Wort ἠνάγκασεν (V. 45) ist stark: Er zwang sie. Warum? Jesus will allein beten – aber er will auch, dass die Jünger sich in eine Situation begeben, die sie überfordert. Als sie später im Dunkeln gegen den Wind ankämpfen, erkennt Jesus ihre Not – nicht erst, als sie schreien, sondern „sieht" sie beim Rudern (V. 48), obwohl er weit entfernt auf dem Berg ist. Diese göttliche Sicht erinnert an Gottes fürsorgliches Sehen in der Wüste (vgl. 2. Mose 3,7).

Dann geht er auf dem See zu ihnen – περιπατῶν ἐπὶ τῆς θαλάσσης, ein Ausdruck, der wörtlich „auf dem Wasser schreitend" bedeutet. Das ist keine bloße Machtdemonstration, sondern eine Offenbarung. Im Alten Testament ist es allein JHWH, der „auf dem Meerweg geht" (Hiob 9,8; Ps 77,20). Doch die Jünger „meinen, es sei ein Gespenst" – sie sind mehr erschrocken von der Erscheinung des Retters als vom Sturm selbst.

Jesu erste Worte durchbrechen das Chaos: „ἐγώ εἰμι· μὴ φοβεῖσθε." – „Ich bin es, fürchtet euch nicht." Dieses ἐγώ εἰμι erinnert an Gottes Selbstoffenbarung in 2. Mose 3,14 – „Ich bin, der Ich bin". Jesus offenbart sich nicht nur als Helfer, sondern als der, der über dem Wasser wandelt: der Ich bin, der Gott Israels.

Doch dann folgt die ernüchternde Diagnose: „Ihr Herz war verhärtet" – ἡ καρδία πεπωρωμένη (V. 52). Das griechische Perfekt zeigt: Die Verhärtung ist nicht nur punktuell – sie hat sich verfestigt. Obwohl sie das Wunder mit den Broten gesehen hatten, hatten sie nicht „verstanden" (συνῆκαν) – ein Begriff, der mehr meint als intellektuelles Begreifen. Er spricht von einem Zusammensehen, einem geistlichen Verstehen, das auf Offenbarung gründet. Ihnen fehlt noch das geistlich Sehende Herz.

Das ist erschütternd. Die Jünger sind bei Jesus, erleben seine Taten, hören seine Worte – und doch bleibt ihr Inneres unberührt. Nicht weil Jesus unklar wäre, sondern weil ihr Herz nicht offen ist. Das ist keine bloße Schwäche, sondern geistliche Blindheit. Jesus lehrt sie nicht nur mit Worten, sondern durch Erfahrungen. Doch Lernen erfordert ein weiches Herz.

Auch wir können mitten im Dienst Jesu stehen, in der Gemeinde, in der Mission, und dennoch geistlich blind sein. Wir kämpfen gegen den Wind – aber erkennen wir den, der über dem Sturm wandelt? Wir sehen die Brote – aber begreifen wir, was sie über Christus sagen? Wenn unser Herz nicht weich, nicht durchlässig für seine Offenbarung ist, erleben wir viel – aber erkennen wenig.

Die gute Nachricht? Jesus lässt die Jünger nicht allein. Er kommt – auch zu Verhärteten. Er steigt ins Boot – und der Wind legt sich. Auch uns will er neu offenbaren: „Ich bin es. Fürchtet euch nicht." Er kann unsere Herzen weich machen.

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Cleopatra
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Re: Impulse

von Cleopatra am 08.05.2025 07:27

Wow nusskeks- das sind wirklich tolle Worte und gute Impulse, vielen Dank dafür, mich hat es sehr ermutigt!

LG Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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pray

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Re: Impulse

von pray am 07.05.2025 20:11

Lieber Nusskeks,

 

ja, schön, den ersten Beitrag mit dem ausreichenden Brot und dem Auftrag dazu fand ich schon mal gut.

Ich habe Ausleger zur Bibel und manchmal findet sich da auch eine ähnliche "Deutung" des Textes, wo es immer Freude bereitet, noch mehr zu erfahren, was der Text hergibt.

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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 07.05.2025 18:40

Ich plane, hier Impulse zu schreiben. Darauf muss von eurer Seite nicht unbedingt reagiert werden. Das Ziel ist, etwas vom Wort Gottes zu schreiben, was geeignet ist uns zu ermutigen, zu ermahnen oder einfach zu stärken.

gruß
nk

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nusskeks

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Impulse

von nusskeks am 07.05.2025 18:31

Impuls zu Markus 6,30–44: „Gebt ihr ihnen zu essen"

Jesus und seine Jünger sind erschöpft. Die Jünger kommen gerade von einem intensiven Dienst zurück, berichten voller Eifer, was sie in seinem Namen getan haben. Jesus lädt sie ein: „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht euch ein wenig aus" (V. 31). Doch die Ruhe währt nicht lange. Die Volksmengen eilen ihnen voraus. Statt genervt zu reagieren, wird Jesus innerlich bewegt: „Er hatte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten" (V. 34).

Dieser Satz ist zentral. Jesus sieht mehr als eine Menschenmenge – er sieht verlorene, orientierungslose Seelen. Und obwohl er müde ist, beginnt er, sie zu lehren. Wahre Hirtenliebe erkennt sich nicht an der Kraft, die man hat, sondern an der Bereitschaft, sich hinzugeben.

Als es spät wird, drängen die Jünger: „Schick sie weg, damit sie sich etwas zu essen kaufen." Menschlich gesehen nachvollziehbar. Doch Jesus antwortet mit einer Zumutung: „Gebt ihr ihnen zu essen!" (V. 37). Ein Auftrag, der völlig überfordernd wirkt – 5.000 Männer plus Frauen und Kinder? Wovon?

Diese Szene ist keine romantische Brotvermehrung, sondern ein tiefes geistliches Prinzip: Jesus führt seine Jünger bewusst an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Ihre Lösung heißt: Geld, Organisation, Realismus. Jesu Lösung beginnt mit einer Frage: „Was habt ihr?" – Fünf Brote, zwei Fische. Zu wenig. Völlig unzureichend. Doch: Was wir in Jesu Hände legen, wird genug.

Jesus lässt die Menschen in Gruppen lagern – es herrscht Ordnung, keine Panik. Er dankt Gott – bevor sich etwas verändert hat. Er bricht das Brot – in einem Akt, der auf das spätere Abendmahl vorausweist. Und dann geschieht das Wunder: alle essen, alle werden satt – und es bleibt mehr übrig als am Anfang vorhanden war.

Das Evangelium zeigt: Wer auf Jesus hört, wird nicht mit einem überfordernden Auftrag alleingelassen. Ja, seine Forderungen übersteigen unsere Kraft. Aber genau dort beginnt der Glaube: wenn wir mit dem Wenigen, das wir haben, zu Jesus kommen und ihm vertrauen.

Dieser Text lehrt uns drei Dinge:

1. Mitleid sieht mehr – nicht nur das Offensichtliche, sondern das innere Bedürfnis des Menschen.

2. Glaube rechnet mit Jesus – nicht nur mit dem, was wir selbst können.

3. Gottes Versorgung ist überreich – aus Wenigem wird Fülle, wenn wir es in seine Hände legen.

Jesus fragt uns heute noch: „Was habt ihr?" Vielleicht erscheint es dir zu wenig – Zeit, Kraft, Worte, Liebe. Doch in Jesu Händen wird es nicht nur genug – es wird überfließend.

One of Israel

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