Karfreitag und die Römer

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Lila

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Re: Karfreitag und die Römer

von Lila am 27.03.2016 21:27

Liebe Solana!

 

So verstehe ich besser, und entschuldige bitte, wenn ich Dich falsch verstanden habe. Was mich so tief bewegt, dass Jesus betete am Kreuz für diejenigen, die Seinen Tod herbeigeführt haben. Auch Stephanus betete für seinen Mörder, bevor er starb. Und ich bin überzeugt, dass Gott Jesus und Stephanus Gebet erhört hat. Auch nach der Auferstehung von Jesu sprach Er nie Schuldzuweisungen. Und viele von Ihnen kamen später zum Glauben. So auch Paulus, der bei dem Tod von Stephanus dabei war, wurde später Apostel.

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solana

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Re: Karfreitag und die Römer

von solana am 27.03.2016 18:47

Lila schrieb:

Also war das Todesurteil durch Pilatus rechtmäßig?

Nein, liebe Lila, das wollte ich damit nicht sagen;
Es wird nur manchmal ein Bild gezeichnet von "den bösen Juden", die von den  "gerechten Römern" gegen deren Willen und Gerechtigkeitsempfinden ein Todesurteil für Jesus durchgedrückt hätten.

Und das wollte ich ein bisschen gerade rücken.
Indem ich darauf hingewiesen habe, dass die aufgewiegelte Menschenmenge mit ihren Anschuldigungen bei den Römern durchaus offene Türen einrannte und dass die Römer nicht immer grosse Skrupel hatten, jemanden zu kreuzigen.
Also diejenigen, die den Aufruhr im Volk gegen Jesus schürten, konnten sich schon ziemlich sicher sein, dass das auf ein Todesurteil hinaus laufen würde.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Lila

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Re: Karfreitag und die Römer

von Lila am 27.03.2016 18:30

In diesem Zusammenhang ist sehr wichtig an Jesus Worte zu erinnern:

Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf daß ich es wieder nehme. 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Jn 10,17-18

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Re: Karfreitag und die Römer

von Lila am 27.03.2016 17:51

Liebe Solana!

 

Was sollte diese Schrift ausdrücken? Also war das Todesurteil durch Pilatus rechtmäßig? Nur weil eine Haufe lautstark wurde und Jesus mit Lügen beschuldigten? Wenn Jesus „Schuld" bewiesen wäre, warum hat Pilatus Jesus zuerst zum Herodes geschickt und naher angeboten Jesus eventuell frei zu lassen? Also manchmal verstehe ich es wirklich nicht, als ob Gottes Kinder nicht wüssten, dass Jesus ohne Sünde war, und unschuldig gestorben ist. Er hatte nie zu einem Aufstand gegen die Römer aufgerufen. Sogar, als die Juden ihn zu König machen wollten, entwich Jesus das Volk, denn Sein Reich ist nicht von dieser Welt.

Doch das alles gehörte zum Gottes Heilsplan. Jesus sollte als unschuldige „Lamm" geopfert werden, damit alle, die an Ihn glauben, mit Gott versöhnt werden. Durch Sein Tod wurden wir errettet.

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solana

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Re: Karfreitag und die Römer

von solana am 27.03.2016 12:02

Also die Römer waren anscheinend zT schon ziemlich schnell dabei, jemanden zu kreuzigen, der ein politisches Gefahrenpotenzial darstellte.
Und die Anklage: Lk 23,5 Sie aber wurden noch ungestümer und sprachen: Er wiegelt das Volk auf damit, dass er lehrt hier und dort in ganz Judäa, angefangen von Galiläa bis hierher. wäre schon so ein hinreichender Grund.

Hier aus Wikipedia zur Kreuzigung bei den Römern:

Von den Makedonen und Karthagern übernahmen die Römer das Kreuzigen. Im Römischen Reich kreuzigte man vorzugsweise Sklaven, um andere Sklaven von der Flucht oder anderen Vergehen abzuschrecken. Auch Aufständische wurden besonders in eroberten Gebieten so hingerichtet. Die Kreuzigung war demnach eine politische Strafe zur Sicherung und Aufrechterhaltung der Pax Romana nach innen und außen.

 

Julius Caesar ließ etwa 30 Seeräuber, die ihn 76 v. Chr. auf einer Seereise überfallen hatten, später kreuzigen.[8] Nach der endgültigen Niederlage des aufständischen Sklavenheerführers Spartacus 71 v. Chr. wurden um die 6.000 seiner Anhänger entlang der Via Appia von Rom bis Capua gekreuzigt.[9] Seither verbreitete sich die Kreuzigung auch als Strafe gegen Nichtrömer.

Römische Bürger durften von Rechts wegen nicht gekreuzigt werden. Je nach sozialer Stellung drohte dem Verurteilten in der Frühzeit der Felssturz, später und seltener die Enthauptung, der Freitod oder die Verbannung. Für die römische Klassenjustiz galt die Kreuzigung als schmachvoller Sklaventod, von dem römische Bürger nichts wissen wollten. So schrieb Cicero:[10]

Nomen ipsum crucis absit non modo a corpore civium Romanorum, sed etiam a cogitatione, oculis, auribus.
„Was Kreuz heißt, soll nicht nur vom Leib der Bürger Roms fernbleiben, sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung, ihren Augen und Ohren."
Dennoch erwähnen römische Quellen gelegentlich die Kreuzigung von römischen Bürgern als drastische Maßnahme tyrannischer Kaiser oder Statthalter.

Varus ließ um 4 v. Chr. jüdische Aufständische, die nach dem Tod Herodes' des Großen ein jüdisches Königtum aufrichten wollten, massenhaft kreuzigen (Flavius Josephus, Bellum Judaicum 2,75; Antiquitates 17,296).

Der römische Feldherr und spätere Kaiser Titus ließ 70 n. Chr. täglich 500 und mehr vor Hunger flüchtende Juden während des Jüdischen Krieges vor der Stadtmauer Jerusalems geißeln, foltern und dann kreuzigen, um die Widerstandskraft der Belagerten zu schwächen. Bald wurde laut Josephus sogar Holz wegen der vielen aufgestellten Kreuze knapp (Bellum Judaicum 5. 449ff):

Die Soldaten nagelten nun in ihrer gewaltigen Erbitterung die Gefangenen zum Hohn in den verschiedensten Körperlagen an, und da ihrer gar so viele waren, gebrach es bald an Raum für die Kreuze und an Kreuzen für die Leiber.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung)
(Interessant zu lesen ist auch der Abschnitt im Anschluss an diese Passage, über die "Methoden")

Dazu passt auch die Kreuesinschrift als Begründung s.o.: Varus ließ um 4 v. Chr. jüdische Aufständische, die nach dem Tod Herodes' des Großen ein jüdisches Königtum aufrichten wollten, massenhaft kreuzigen (Flavius Josephus, Bellum Judaicum 2,75; Antiquitates 17,296). 

Gruss
Solana

 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Re: Karfreitag und die Römer

von Lila am 27.03.2016 10:54

Liebe Cleo!

 

Das Begriff „Römische Sicht" habe ich bewusst in klammer geschrieben, denn nach m.E. darf es nicht die Schuld relativieren. Aus historische Sicht betrachtet, ist die Verurteilung Jesus absolut ungerecht. Wie Du es schon geschrieben hast, zeugt Pilatus Aussage selbst davon, dass er keine Sünde an Jesus gefunden hat. Trotzdem ließ er sich beeinflussen von der damalige religiöse Führer. Sowas nennt man Korruption. Ohne handfeste Beweise jemand zu Tode am Pfahl zu verurteilen war auch nach römischem Gesetz nicht erlaubt.

Erwähnen möchte ich auch noch, dass Pilatus ganz genau wusste, dass Jesus ihn aus Neid ausgeliefert worden (Mt 27,19). Sogar seiner Frau bekam eine Warnung im Traum, und hatte Ihr Mann ebenfalls gewarnt. So wurde Pilatus die Möglichkeit gegeben wurden nicht als korrupte Verwalter in die Weltgeschichte eingeschrieben zu werden. Doch seine Bestreben nach weltlichem Ruhm wurde Ihm zum Verhängnis.

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Rapp
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Re: Karfreitag und die Römer

von Rapp am 27.03.2016 10:09

Hallo Pavle,

wir haben wohl beide unsere "Berufskrankheit": Du als Historiker und ich als Übersetzer... So müssen wir beide aufpassen, dass das was wir schreiben beim andern auch so ankommt, wie wir es meinen.

Willy

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Re: Karfreitag und die Römer

von Cleopatra am 27.03.2016 08:26

Warum sollen wir Jesus Hinrichtung aus „römische Sicht" betrachten?

Also ich habe ja die Frage gestellt.
Und ich möchte gerne alles verstehen und nachvollziehen können.
Ich denke gerne länger darüber nach und es interessiert mich.

Also so, wie ich euch verstehe, waren die Römer also alles andere als "harmlos".
Ja, Jesus nannte sich den König der Juden, aber Pilatus sagte ja eben zuerst, dass er nichts finden könne, was seinen Tod verdient hat.

Zur Kreuzigung sei noch gesagt, dass die Kreuzigung so furchtbar war, dass ein Römer diese Strafe nicht bekam.
Es war eine Höchststrafe, die nur Mörder oder Aufständer bekamen.
Deshalb schon kann ich auch nicht verstehen, wieso Pilatus ihn kreuzigen ließ, denn beides war ja nicht der Fall.
Nur, weil die Hohepriester ihn kreuzigen wollten.

Als Lehrer empfinde ich niemanden hier, ich finde es total schön, wie jeder sein Wissen hier anbringt und wir so gemeinsam immer mehr lernen und verstehen.
Ich finde das alles sehr interessant.

Lg Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Pavle

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Re: Karfreitag und die Römer

von Pavle am 26.03.2016 14:16

Nein, mir ging es nur um Pilatus und sein handeln. Er hat aus seiner (machtpolitischen) Sicht, alles richtig gemacht. 
Stalin hat das treffend ausgedrückt: "Ein Mensch ein Problem, kein Mensch kein Problem".
Ein Leben eines Nichtbürgers zählte bei den Römern nicht allzu viel. 

Ich will hier aber auf keinen Fall ein brutales System verteidigen.

Warum sollen wir Jesus Hinrichtung aus „römische Sicht" betrachten?
 Ich bin Historiker - liegt mir wohl irgendwie im Blut.

Josua 24,15:
Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter ... gedient haben, oder den Göttern ..., in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.

Alle Bibelstellen, soweit nicht anders angegeben, aus NeueLuther-Bibel.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.03.2016 14:21.

Lila

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Re: Karfreitag und die Römer

von Lila am 26.03.2016 14:11

Ich habe das auch nicht behauptet, doch ein bisschen Verständnis für die Römer klang schon durch... Warum sollen wir Jesus Hinrichtung aus „römische Sicht" betrachten?

 

Aber jetzt zur Verantwortung des Pilatus: Er hat mit der Kreuzigung, aus römischer Sicht, alle richtig gemacht.

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