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Re: Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
von nusskeks am 21.05.2025 12:29Hallo argo,
Ich schätze, dass du dich mit der Verantwortung des Menschen für Gottes Schöpfung beschäftigst – das ist ein Thema, das tatsächlich auch die Bibel ernst nimmt. Es ist richtig, dass Gott den Menschen als Verwalter über die Erde eingesetzt hat (1 Mose 1,28), und es ist ebenso klar, dass unsere Sünde auch Auswirkungen auf die Schöpfung hat (Römer 8,20–22).
Allerdings möchte ich zu einigen deiner Gedanken ein paar biblische Korrekturen anbringen:
Die Bibel sagt nicht, dass die Erde „automatisch" durch den Menschen zerstört wird. Vielmehr wird sie am Ende durch Gottes Gericht vergehen und durch eine neue ersetzt werden (2. Petrus 3,10–13; Offenbarung 21,1). Der Mensch trägt Verantwortung, ja – aber das Ende dieser Welt kommt nicht aus natürlichem Verschleiß, sondern durch Gottes heiliges Eingreifen in die Geschichte.
Auch die Aussage, dass Gott jetzt schon bestimmte Menschen gezielt straft, ist schwer zu belegen. Jesus selbst warnt davor, Naturkatastrophen oder Unglücke vorschnell als göttliches Strafgericht zu deuten (Lukas 13,1–5). Was wir sicher wissen: Gott hat Geduld, damit viele zur Umkehr kommen – nicht nur zu besserem Handeln, sondern zur Rettung durch Jesus Christus.
Was du über das „Herz" des Menschen sagst, klingt gut – aber die Bibel warnt uns, dass das menschliche Herz von Natur aus trügerisch und sündhaft ist (Jeremia 17,9). Erst wenn Gott ein neues Herz schenkt (Hesekiel 36,26), können wir wirklich das tun, was ihm gefällt – und das betrifft weit mehr als Umweltschutz.
Die Hoffnung der Bibel ist nicht vor allem „ein gerechteres Leben auf der Erde", sondern das ewige Leben in Gottes Gegenwart, das allen verheißen ist, die Jesus Christus vertrauen. Diese neue Welt wird Gott selbst schaffen – eine Welt, in der keine Sünde und kein Tod mehr sein wird.
Ich danke dir für den Austausch und hoffe, dass wir gemeinsam immer mehr die ganze Tiefe von Gottes Wort entdecken können – nicht nur in Bildern und Symbolen, sondern in der klaren, rettenden Botschaft des Evangeliums.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
von nusskeks am 21.05.2025 07:31Moin argo,
vielen Dank für deine weiteren Gedanken – ich sehe, dass du dich intensiv mit der Bibel und dem Weltgeschehen beschäftigst. Besonders gut finde ich, dass du Offenbarung 21 erwähnst und das neue Leben, das Gott verheißen hat. Die Hoffnung auf eine neue Erde und einen neuen Himmel ist tatsächlich ein zentraler Bestandteil der biblischen Verheißungen – und sie richtet unseren Blick weg von dieser vergänglichen Welt hin auf das, was Gott vorbereitet hat.
Allerdings möchte ich zu ein paar Punkten freundlich etwas einordnend sagen:
Die Bibel sagt uns in Römer 8, dass die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen wurde, nicht als Schutz vor der Sünde, sondern als Folge des menschlichen Ungehorsams. Es war Teil des Fluchs nach dem Sündenfall (1 Mose 3). Die ganze Schöpfung seufzt seither – und wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes.
Dass unsere Welt heute unter Ressourcenmangel leidet, ist sicher richtig beobachtet – aber die Bibel macht deutlich, dass das Ende dieser Welt nicht durch Erschöpfung, sondern durch das aktive Eingreifen Gottes geschieht (2. Petrus 3,10). Die Offenbarung beschreibt nicht einen natürlichen Kollaps, sondern Gottes Gericht und seine Neuschöpfung.
Was du über Gottes Bleiben sagst – dass er auch dann noch da ist, wenn diese Erde vergangen ist – das ist sehr gut. Gott ist ewig, und auch Jesus Christus bleibt Herr über alles, was kommt. In der neuen Schöpfung wird Gerechtigkeit wohnen (2. Petrus 3,13), und alle, die ihm gehören, werden in seiner Gegenwart leben – ohne Leid, Tod oder Trennung.
Ich denke, wenn wir biblisch klar bleiben, entdecken wir eine Hoffnung, die nicht vom Zustand dieser Erde abhängt, sondern allein von dem lebendigen Gott, der Neues schafft. Lass uns gemeinsam immer wieder auf sein Wort zurückkommen – dort finden wir Wahrheit, Trost und ewige Hoffnung.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
von nusskeks am 20.05.2025 19:50Verschleiß? Was für ein Euphemismus...
Du sprichst viele wichtige Themen an: den Sündenfall, den Zustand der Erde, das Wirken Jesu und das, was noch kommt. Es ist schön zu sehen, dass du dich mit biblischen Begriffen beschäftigst. Dennoch möchte ich einige Punkte aufgreifen und biblisch einordnen.
Die Bibel bestätigt tatsächlich, dass mit dem Sündenfall auch die Schöpfung dem Verfall unterworfen wurde (Römer 8,20–22). Das ist keine bloße Folge der Zeit, sondern Folge der Sünde. Der „Verschleiß" ist Ausdruck einer gefallenen Welt, die auf Erlösung wartet – genauso wie wir Menschen.
Dass Jesus Christus zu uns kam, um das Leben der Menschheit „leichter und besser" zu machen, stimmt in dieser Form nicht. Sein Ziel war nicht, den Fortschritt zu fördern oder die Welt komfortabler zu gestalten, sondern uns zu retten von Sünde, Tod und Gericht (Lukas 19,10; Johannes 3,16). Wer Jesus annimmt, empfängt neues Leben – nicht in erster Linie äußerlich, sondern innerlich und ewig.
Auch die Vorstellung, dass 2/3 der Menschheit Liebe und Frieden spüren und nur 1/3 das Böse, steht im Widerspruch zur Bibel. Sie sagt uns deutlich, dass alle Menschen Sünder sind und das Gute nur aus der Gemeinschaft mit Gott kommen kann (Römer 3,10–12). Die meisten Menschen leben ohne echte Beziehung zu Jesus Christus – auch wenn sie äußerlich freundlich handeln.
Was das Ende der Welt betrifft: Nicht die Naturgesetze führen die Erde in die Auflösung, sondern Gott selbst wird in seiner Macht eingreifen, richten und schließlich eine neue Erde schaffen, auf der Gerechtigkeit wohnt (2. Petrus 3,13). Das ist keine selbstlaufende Entwicklung, sondern das Handeln des souveränen Gottes.
Der Lebensbaum in der Offenbarung ist kein Symbol einer irdischen Energiequelle, sondern Ausdruck des ewigen Lebens, das Gott selbst gibt. Und unsere „geistige Welt" wird nicht durch das Gewissen satt – sondern allein durch Jesus Christus, das wahre Brot des Lebens (Johannes 6,35).
Ich hoffe, diese Gedanken helfen, die großartige Botschaft der Bibel noch klarer zu sehen – sie richtet unseren Blick auf Jesus allein, der Anfang und Ende ist.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Israel braucht unser Gebet. Terror , Gazarstreifen , Jerusalem
von nusskeks am 19.05.2025 15:42Angesichts der aktuellen Entwicklung sollte sich Israel vielleicht etwas mäßigen. Kontrolle über die Hamas werden sie nicht bekommen. Das geht nur mit Hilfe der Zivilbevölkerung. Diese Hilfe bekommt man aber nicht, wenn man sie weiterhin so behandelt. Gut ist, dass Hilfslieferungen wieder durchgelassen werden. Das wurde wirklich Zeit.
Mir ist klar, dass meine Gedanken zur Mäßigung bei der aktuellen Regierung in Israel kaum zu erwarten sind. Das die sehr radikalen Regierungsmitglieder entsprechende Äußerungen machen, die in Richtung Völkermord gehen, erleichtert die Lage nicht. Vielleicht wäre jetzt Zeit für Barmherzigkeit. Vergeltung wurde bereits ziemlich ausführlich geübt. Der Gazastreifen liegt weitgehend in Schutt und Asche.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 17.05.2025 10:02Vom Schatten zum Licht – Die Heilung des Blinden von Betsaida
Markus 8,22-26
Die Heilung des Blinden von Betsaida ist einzigartig: Jesus berührt den Mann nicht nur einmal, sondern zweimal, bis er wieder völlig klar sieht. Diese Szene ist mehr als eine wundersame Heilung – sie ist ein lebendiges Gleichnis für das, was Gott mit uns Menschen tun will.
1. Der Weg vom Dunkel ins Licht
Zuerst sieht der Geheilte „Menschen wie Bäume umhergehen". Es ist, als könnte er das Leben nur verschwommen erfassen, als würde Licht zwar ins Auge fallen, aber noch nicht richtig ins Herz. Genau das ist der Zustand vieler Menschen – und auch von uns Christen auf unserem Glaubensweg. Wir wissen von Jesus, wir haben schon Wunder erlebt, aber manches bleibt unscharf, Fragen bleiben offen, Zweifel verdunkeln den Blick. Jesus gibt sich damit nicht zufrieden. Er nimmt den Mann an die Hand, führt ihn aus dem Dorf – weg von Menschen, von Ablenkung, hin zu einer persönlichen Begegnung. Dort, im direkten Kontakt, heilt er – so lange, bis der Mann wirklich klar sieht.
2. Mehr als eine äußere Heilung
Im jüdischen Denken war Blindheit nicht nur ein körperliches Problem, sondern galt auch als Bild für geistliche Blindheit, für Unfähigkeit, Gottes Wirklichkeit wahrzunehmen (vgl. Jesaja 35,5). Die Propheten verheißen, dass der Messias die Augen der Blinden öffnen wird. Jesus erfüllt hier diese Verheißung – und tut es nicht spektakulär vor einer großen Menge, sondern ganz persönlich, diskret, in Beziehung. Er zeigt damit: Gott sieht das einzelne Herz, er begegnet jedem auf dem Weg, der für ihn richtig ist. Die jüdische Welt erwartete solche Zeichen vom Messias; Jesus erweist sich durch dieses Wunder als der verheißene Heiland.
3. Die Lektion für die Jünger – und für uns
Kurz zuvor hatte Jesus seine Jünger getadelt: „Habt ihr Augen und seht nicht?" (Markus 8,18). Sie waren Zeugen seiner Macht, und doch blieb ihr Verständnis verschwommen. Die zweistufige Heilung spiegelt genau ihren Zustand wider – sie sehen schon ein Stück weit, aber vieles bleibt ihnen verborgen, bis Jesus ihr Herz immer mehr öffnet. Erst nach Ostern werden sie „alles klar" erkennen.
Auch unser Glaube wächst oft schrittweise. Wir erleben Gottes Wirken, verstehen manches – doch vieles bleibt schemenhaft, besonders wenn Zweifel, Traditionen oder alte Denkmuster uns den Blick verstellen. Jesus aber bleibt an unserer Seite, berührt uns immer wieder durch sein Wort, seinen Geist, seine Liebe, bis unser Blick klar und unser Herz offen wird.
4. Ermutigung: Bleib bei Jesus – auch wenn noch nicht alles klar ist!
Die Geschichte macht Mut: Du musst nicht alles auf einmal verstehen. Komm mit deinem Unklaren, deinem Halbglauben, deiner geistlichen „Kurzsichtigkeit" immer wieder zu Jesus. Er geht behutsam mit dir um, begegnet dir individuell und gibt nicht auf, bis du wirklich sehen kannst – bis der Glaube dich vom Schatten ins Licht führt.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 16.05.2025 10:31Markus 8,14–21: Sehende Herzen, offener Glaube
Die Jünger sitzen mit Jesus im Boot. Sie haben vergessen, genug Brot mitzunehmen. Kaum spricht Jesus sie an – „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes!" – denken sie, er rede über das Brot. Ihre Sorge dreht sich um das Sichtbare, das Alltägliche, das, was vor Augen ist.
Doch Jesus greift tiefer. Immer wieder fragt er sie: „Habt ihr noch nicht verstanden? Ist euer Herz immer noch verhärtet?" (πεπωρωμένην – „verhärtet"; καρδία – das Herz als Sitz von Verstand, Wille und Glauben).
Er erinnert sie an die beiden Brotwunder: Wie viele Brote hattet ihr? Wie viele Körbe blieben übrig? Mit diesen Fragen führt Jesus seine Jünger – und uns – zur entscheidenden Einsicht:
Das eigentliche Problem ist nicht der Mangel an Brot. Das eigentliche Problem ist das Mangelbewusstsein im Herzen.
Der „Sauerteig der Pharisäer" steht für religiöse Blindheit, Heuchelei, für ein Leben, das Gottes Wirken auf menschliche Traditionen und Kontrolle reduziert. Der „Sauerteig des Herodes" steht für ein weltliches Herz, das Sicherheit und Versorgung außerhalb Gottes sucht. Beide Haltungen vergiften das geistliche Leben – langsam, aber durchdringend, wie Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert.
Jesus zeigt: Wer mit ihm unterwegs ist, darf im Vertrauen leben. Er hat aus wenigem Tausende gesättigt, zweimal. Er ist nicht nur der Versorger äußerlicher Bedürfnisse, sondern der Herr über alle Nöte. Die Frage Jesu: „Versteht ihr noch nicht?" ist ein Weckruf. Glauben bedeutet, über das Sichtbare hinauszusehen, Gottes Gegenwart und Fürsorge zu erkennen – gerade im Alltag, gerade dann, wenn Mangel sichtbar ist.
Jesu Appell an seine Jünger ist auch heute hochaktuell:
Hüte dein Herz vor allem, was dein Vertrauen in Gottes Versorgung und Wahrheit untergräbt! Der größte Mangel im geistlichen Leben ist nicht der Mangel an Mitteln, sondern an geistlichem Verständnis und kindlichem Glauben.
Der Grundtext betont, dass „Begreifen" (νοεῖν) mehr ist als Verstandesarbeit – es ist ein Herzensvorgang. Das Herz muss weich und offen bleiben für Gottes Reden. Jesu Wunder und Worte laden ein, den Blick zu heben: von den Sorgen des Alltags zu dem, der auch das Geringste überfließen lassen kann.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 14.05.2025 13:04Was Gott wirklich sieht – Ein Impuls zu Markus 7,1–23
Es ist eine der schärfsten Auseinandersetzungen, die Jesus mit den religiösen Leitern seiner Zeit führt. Die Szene beginnt mit einer scheinbar harmlosen Beobachtung: Einige Jünger Jesu essen ohne das vorgeschriebene Händewaschen. Was auf den ersten Blick wie eine Nebensächlichkeit erscheint, entlarvt Jesus als Symptom einer viel tieferliegenden Krankheit – einer Religion, die das Äußere wichtiger nimmt als das Innere.
Die „Überlieferung der Ältesten" (παράδοσις τῶν πρεσβυτέρων) ist hier der Kern des Streits. Diese Überlieferung meint nicht die Tora, Gottes offenbarte Weisung, sondern die rabbinischen Auslegungen und Zusatzregeln, die im Laufe der Zeit zu einem eigenen System gewachsen waren – dem, was später in der Mischna und im Talmud schriftlich festgehalten wurde. Die Pharisäer glaubten, durch diese Regeln Gott näher zu kommen. Doch Jesus deckt auf: Sie haben durch ihre Tradition das Wort Gottes selbst unwirksam gemacht (V. 13).
Jesus geht noch tiefer. Er zeigt, dass Reinheit niemals von außen nach innen kommt. Nicht das Berühren unreiner Dinge oder das Vernachlässigen äußerer Rituale verunreinigt den Menschen. Es ist das, was aus dem Herzen hervorgeht – „böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord..." (V. 21-22). Im griechischen Text steht hier das Wort καρδία (kardia) – das Herz. Im biblischen Denken ist das Herz nicht nur der Sitz der Gefühle, sondern das Zentrum von Wille, Denken und Motivation. Hier entscheidet sich, wer wir wirklich sind.
Das revolutionäre an Jesu Lehre ist nicht, dass er die Tora verwirft – im Gegenteil, er erfüllt sie in ihrer wahren Tiefe. Er zeigt, dass Gott nie an bloßen Äußerlichkeiten interessiert war. Schon Mose sagte: „So beschneidet nun die Vorhaut eures Herzens" (5Mo 10,16). Der Prophet Jesaja klagte: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir" (Jes 29,13, zitiert in V. 6). Jesus stellt das Herz wieder in den Mittelpunkt.
Der Konflikt zwischen Tora und Talmud ist also nicht der zwischen Gesetz und Evangelium, sondern zwischen Gottes Wort und menschlichen Ergänzungen, die Gottes Wort verdunkeln. Das bleibt bis heute aktuell. Auch wir sind in Gefahr, Traditionen, Formen und menschliche Frömmigkeit über das zu stellen, was Gott wirklich wichtig ist: Ein reines Herz.
Jesus ruft uns zur Umkehr – nicht zu einer äußerlichen Korrektur, sondern zu einer Erneuerung des Herzens. Nur er kann das schaffen. Er ist gekommen, um das Gesetz nicht nur zu lehren, sondern es auch für uns zu erfüllen und uns durch seinen Geist ein neues Herz zu geben.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 10.05.2025 10:18Glaube – Mehr als Wissen, aber niemals weniger
„Glauben heißt nicht wissen."
Diesen Spruch hört man oft – und er klingt auf den ersten Blick überzeugend. Doch ist er wahr? Ist christlicher Glaube wirklich nur eine unsichere Hoffnung auf etwas, das wir eigentlich nicht wissen können?
Die Bibel zeigt ein anderes Bild. In Hebräer 11,1 heißt es: „Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man nicht sieht." Das heißt nicht: „was man nicht weiß." Glaube geht über das Sichtbare hinaus – aber er widerspricht nicht dem Wissen. Er ist nicht das Gegenteil von Wissen, sondern eine begründete Zuversicht auf das, was wir mit unseren Augen nicht sehen, aber mit unserem Verstand und Herzen erfassen können.
Wissen bedeutet, die Wirklichkeit so zu erkennen, wie sie wirklich ist – aufgrund vernünftiger und tragfähiger Gründe. Christen dürfen sagen: Wir glauben nicht trotz besseren Wissens, sondern weil wir überzeugt sind, dass der christliche Glaube auf der Wahrheit beruht.
Wir glauben nicht gegen die Vernunft, sondern wir lieben Gott mit ganzem Herzen und mit ganzem Verstand (Lukas 10,27). Jesus selbst hat seine Gegner mit scharfen Argumenten herausgefordert und die Wahrheit verteidigt. Auch die Apostel und Christen durch die Jahrhunderte standen für einen begründeten Glauben, der sich dem ehrlichen Nachdenken stellt.
Glaube ist mehr als Wissen, weil er uns zu einer lebendigen Beziehung zu Gott führt, die über bloße Fakten hinausgeht. Aber er ist niemals weniger als Wissen, weil er sich auf tragfähige, vernünftige Gründe stützt. Christlicher Glaube ist keine Flucht ins Gefühl, sondern ein Leben im Vertrauen auf die Realität Gottes.
Glaube ohne Wissen wäre blind. Wissen ohne Vertrauen wäre tot.
Echter Glaube verbindet beides zu einer lebendigen, begründeten Zuversicht, die trägt – im Leben, im Sterben und in Ewigkeit.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 09.05.2025 14:16Gott kommt ins Zelt – und das Gericht naht
Genesis 18,1–19,29
Stell dir vor, du sitzt in der Hitze des Tages im Eingang deines Zeltes. Du hast schon viele Verheißungen von Gott gehört, doch sie sind noch nicht Wirklichkeit geworden. Du bist alt, deine Frau ist alt. Alle menschliche Hoffnung scheint vorbei. Plötzlich treten drei Fremde auf dich zu. Du weißt nicht, wer sie sind – noch nicht.
So beginnt die Erzählung in Genesis 18. Sie nimmt uns mit in eine Welt, die uns fremd erscheinen mag: Die Welt eines Nomaden, der zwischen Altar und Wüste lebt, der mit offenen Augen und einem hörenden Herzen den Besuch Gottes empfängt.
Der erste Satz verrät das große Geheimnis schon vorab:
„Und JHWH erschien ihm bei den Terebinthen von Mamre." (Genesis 18,1)
JHWH – der Heilige Israels, der Unfassbare, der Ewige – kommt als Mensch. Abraham erkennt ihn nicht sofort. Er sieht drei Männer (אֲנָשִׁים, anaschim). Doch was er tut, zeigt sein Herz: Er ehrt sie, er eilt zu ihnen, er wirft sich zu Boden, er nennt sie „Herr" (אָדֹנָי, Adonai). Vielleicht ist es noch Höflichkeit – vielleicht ahnt er mehr.
Er bietet wenig an, aber er gibt viel. Drei Maß Mehl (שְׁלֹשׁ סְאִים, etwa 20 Liter), ein zartes Kalb, Butter und Milch – ein königliches Mahl. Während Abraham noch dient, beginnt Gott zu reden.
„Wo ist deine Frau Sarah?"
Er nennt sie beim Namen. Er kennt ihre Geschichte. Er wiederholt die Verheißung: In einem Jahr wird sie einen Sohn haben. Sarah hört mit. Sie lacht – nicht vor Freude, sondern vor Unglauben. Zu lange hat sie gehofft, zu tief sitzt die Enttäuschung. Doch Gott stellt sie zur Rede:
„Warum lacht Sarah? Sollte für JHWH etwas zu wunderbar sein?" (18,14)
JHWH – der El Schaddai, der Allmächtige, hatte sich Abraham bereits so vorgestellt (Genesis 17,1). Nun macht er klar: Er kann tun, was kein Mensch mehr zu hoffen wagt.
Doch die Szene bleibt nicht beim Wunder stehen. Sie wechselt das Bild. Die drei Männer blicken auf Sodom. Dort herrscht Gewalt, Unzucht, Maßlosigkeit. Gott sagt, er will sehen, ob das Geschrei über die Stadt gerechtfertigt ist (18,20–21). Er teilt Abraham seinen Plan mit. Er zieht ihn in sein Herz hinein, in das, was ihn bewegt.
Und Abraham steht vor ihm – der erste Fürsprecher der Bibel.
Er wagt es zu fragen:
„Willst du wirklich den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffen?" (18,23)
Er ringt mit Gott – von fünfzig bis zehn Gerechte. Er spricht nicht über Schuldige oder Böse, sondern er sucht die Gerechten. Abraham weiß, Lot lebt dort. Vielleicht auch andere. Doch die Stadt ist verloren. Nicht einmal zehn werden gefunden.
Die Erzählung führt uns nach Sodom. Lot sitzt am Stadttor. Er empfängt die beiden Engel, wie Abraham die drei Männer. Auch er bietet Gastfreundschaft, doch die Stadt will die Gäste schänden. Lot zögert, seine Familie zögert. Die Engel müssen ihn herausreißen (19,16). Das hebräische Wort הֶחֱזִיק (hechezik) beschreibt ein Festhalten, ein Greifen – Gott zieht Lot förmlich aus der Stadt des Gerichts heraus.
Feuer und Schwefel fallen vom Himmel. Die Stadt wird zerstört. Lots Frau schaut zurück und bleibt stehen – ein Mahnmal. Doch Lot wird gerettet, um Abrahams willen (19,29).
Diese Erzählung zeigt zwei Gesichter Gottes:
• Er ist der El Schaddai, der Allmächtige, der Leben schafft, wo keines mehr möglich ist.
• Er ist JHWH, der Richter der Erde, der das Böse nicht ungestraft lässt.
Aber zwischen diesen beiden Gesichtern steht Abraham – der Freund Gottes. Er steht zwischen Zelt und Stadt. Er steht zwischen Verheißung und Gericht. Er steht für andere ein, auch wenn das Ergebnis offen bleibt.
Die Erzählung fordert uns heraus, Gottes Nähe zu suchen – nicht im Spektakel, sondern im Alltag, wo er unerwartet kommt. Sie lädt uns ein, seine Verheißungen zu glauben, auch wenn sie menschlich unmöglich erscheinen. Sie ruft uns dazu auf, für andere einzutreten, selbst wenn es aussichtslos scheint. Und sie mahnt uns, Gottes Gericht ernst zu nehmen, das kommen wird, wenn seine Geduld endet.
Doch über all dem steht:
„Sollte für JHWH etwas zu wunderbar sein?"
Diese Frage bleibt – bis wir sie im Evangelium beantwortet sehen: In Jesus Christus kommt Gott selbst in unser Menschsein. Er tritt als der eine Gerechte für uns ein. Er nimmt das Gericht auf sich. Er schenkt neues Leben.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 08.05.2025 13:16„Denn ihr Herz war verhärtet" – Wenn Jesus lehrt durch Sturm und Brot (Mk 6)
Nach der gewaltigen Speisung der Fünftausend nötigt Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen. Das griechische Wort ἠνάγκασεν (V. 45) ist stark: Er zwang sie. Warum? Jesus will allein beten – aber er will auch, dass die Jünger sich in eine Situation begeben, die sie überfordert. Als sie später im Dunkeln gegen den Wind ankämpfen, erkennt Jesus ihre Not – nicht erst, als sie schreien, sondern „sieht" sie beim Rudern (V. 48), obwohl er weit entfernt auf dem Berg ist. Diese göttliche Sicht erinnert an Gottes fürsorgliches Sehen in der Wüste (vgl. 2. Mose 3,7).
Dann geht er auf dem See zu ihnen – περιπατῶν ἐπὶ τῆς θαλάσσης, ein Ausdruck, der wörtlich „auf dem Wasser schreitend" bedeutet. Das ist keine bloße Machtdemonstration, sondern eine Offenbarung. Im Alten Testament ist es allein JHWH, der „auf dem Meerweg geht" (Hiob 9,8; Ps 77,20). Doch die Jünger „meinen, es sei ein Gespenst" – sie sind mehr erschrocken von der Erscheinung des Retters als vom Sturm selbst.
Jesu erste Worte durchbrechen das Chaos: „ἐγώ εἰμι· μὴ φοβεῖσθε." – „Ich bin es, fürchtet euch nicht." Dieses ἐγώ εἰμι erinnert an Gottes Selbstoffenbarung in 2. Mose 3,14 – „Ich bin, der Ich bin". Jesus offenbart sich nicht nur als Helfer, sondern als der, der über dem Wasser wandelt: der Ich bin, der Gott Israels.
Doch dann folgt die ernüchternde Diagnose: „Ihr Herz war verhärtet" – ἡ καρδία πεπωρωμένη (V. 52). Das griechische Perfekt zeigt: Die Verhärtung ist nicht nur punktuell – sie hat sich verfestigt. Obwohl sie das Wunder mit den Broten gesehen hatten, hatten sie nicht „verstanden" (συνῆκαν) – ein Begriff, der mehr meint als intellektuelles Begreifen. Er spricht von einem Zusammensehen, einem geistlichen Verstehen, das auf Offenbarung gründet. Ihnen fehlt noch das geistlich Sehende Herz.
Das ist erschütternd. Die Jünger sind bei Jesus, erleben seine Taten, hören seine Worte – und doch bleibt ihr Inneres unberührt. Nicht weil Jesus unklar wäre, sondern weil ihr Herz nicht offen ist. Das ist keine bloße Schwäche, sondern geistliche Blindheit. Jesus lehrt sie nicht nur mit Worten, sondern durch Erfahrungen. Doch Lernen erfordert ein weiches Herz.
Auch wir können mitten im Dienst Jesu stehen, in der Gemeinde, in der Mission, und dennoch geistlich blind sein. Wir kämpfen gegen den Wind – aber erkennen wir den, der über dem Sturm wandelt? Wir sehen die Brote – aber begreifen wir, was sie über Christus sagen? Wenn unser Herz nicht weich, nicht durchlässig für seine Offenbarung ist, erleben wir viel – aber erkennen wenig.
Die gute Nachricht? Jesus lässt die Jünger nicht allein. Er kommt – auch zu Verhärteten. Er steigt ins Boot – und der Wind legt sich. Auch uns will er neu offenbaren: „Ich bin es. Fürchtet euch nicht." Er kann unsere Herzen weich machen.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel


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