Suche nach Beiträgen von nusskeks

Erste Seite  |  «  |  1  ...  6  |  7  |  8  |  9  |  10  ...  63  |  »  |  Letzte Die Suche lieferte 628 Ergebnisse:


nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Bibelkritik - Was macht das mit dem eigenen "Gottesbild"?

von nusskeks am 26.09.2025 09:48

Hallo Burgen,

haben Deine Beiträge noch etwas mit Bibelkritik zu tun? Ich sehe keine Bezüge zum Thema des Threads.

gruß
nk

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Impulse

von nusskeks am 24.09.2025 18:48

Beten, wie Kinder vor ihrem Vater

Matth. 6,5-15

Jesus spricht das Thema Gebet so an, weil es im Judentum seiner Zeit allgegenwärtig und hochreguliert war. Es gab vorgeschriebene Zeiten, feste Gebetsformeln und viel Wert auf äußere Form. Manche nutzten das Gebet, um Frömmigkeit zu zeigen, andere verließen sich auf endlose Wiederholungen. In diesem Umfeld rückt Jesus das Herzstück ins Zentrum: Gebet ist Begegnung mit dem Vater, nicht Bühne vor Menschen.

Darum stellt er zwei Kontraste auf:

-> Nicht wie die Heuchler (ὑποκριταί), die beten, um gesehen zu werden. Das „Kämmerlein" (ταμεῖον) steht für die Abgeschlossenheit des Herzens, wo nur Gott und ich anwesend sind.
-> Nicht wie die Heiden, die Gott mit leeren Formeln zu beeindrucken meinen. Das griechische Wort βατταλογέω beschreibt sinnloses Plappern. Jesus betont: „Euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet."

Dann gibt er ein Muster – nicht als starres Formular, sondern als Ordnung:

1. Unser Vater im Himmel – das Gebet beginnt mit Beziehung. Gott ist nicht fern, sondern Vater, doch „im Himmel" macht deutlich: Er ist zugleich erhaben.
2. Geheiligt werde dein Name – zuerst Gottes Ehre, nicht meine Anliegen.
3. Dein Reich komme, dein Wille geschehe – Bitten um das Durchsetzen von Gottes Plan auf Erden.
4. Unser tägliches Brot gib uns heute – Vertrauen auf seine Versorgung in ganz praktischen Dingen.
5. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben – das Gebet fordert uns zur Vergebung heraus. Ein unversöhntes Herz blockiert die Gemeinschaft mit Gott.
6. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen – Bitte um Bewahrung im geistlichen Kampf.
7. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit – das Gebet endet mit Lobpreis. Wie in jüdischen Gebeten üblich, mündet alles in Gottes Herrlichkeit.

Jesus sprach diese Worte so, weil seine Hörer Gefahr liefen, Gebet entweder zur Schau zu stellen oder mechanisch herunterzuleiern. Er wollte sie zurückführen zum Kern: ein Herz, das Gott sucht, das zuerst seine Ehre im Blick hat, das für sein Reich bittet, dann für den eigenen Alltag, für Vergebung und Schutz – und schließlich im Lob endet.

Für uns heute bedeutet das: Gebet ist keine Leistung, die Eindruck machen soll – weder auf andere, noch auf Gott. Es ist auch kein Ritual, das wir „abarbeiten". Es ist das Gespräch mit unserem Vater. Wir dürfen ehrlich sein, schlicht, ohne Masken, mit kindlichem Vertrauen. Und wir lernen, unsere Perspektive zu verschieben: weg von uns, hin zu ihm.

So wird das Vaterunser zum Kompass für jedes Gebet: Beginne mit Gott, bring deine Anliegen, lass dich prüfen in der Vergebung – und ende im Lob. Dann wird unser Beten frei, echt und lebendig.

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Gebet um Schutz des Blutes Christi ?

von nusskeks am 22.09.2025 08:49

Eine gelebte Glaubenspraxis zu kritisieren ist immer so eine Sache. Mir ist das unangenehm und ich finde, man kann da viel Freiheit haben. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man genau hinschaut, sobald aus einer Praxis eine theologische Grundlage wird. Besser man macht es umgekehrt.

Man hat eine theologische Grundlage aus der Bibel erarbeitet und daraus leitet man die gelebte Praxis ab. Damit hat man als Grundlage das Wort Gottes und steht ziemlich sicher dar. So bleibt unsere Praxis lebendig und vielfältig, aber sie bleibt auch fest gegründet auf Gottes Wort.

Der wahre „Schutz durch das Blut" liegt darin, dass Jesu Opfer uns ein für alle Mal reinigt (καθαρίζει, 1Joh 1,7), uns Freimütigkeit zum Zugang zu Gott schenkt (Hebr 10,19) und den Sieg über den Ankläger begründet (Offb 12,11) – nicht in einer besonderen Formel oder Handlung, sondern in der bleibenden Kraft seines vergossenen Blutes.

gruß
nk

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Gebet um Schutz des Blutes Christi ?

von nusskeks am 20.09.2025 21:08

Hi!
Spontan fällt mir dazu folgendes ein:

Die Bibel spricht vom Blut Jesu als der Grundlage unserer Vergebung (Hebr 9,22), Reinigung (1Joh 1,7), unseres Zugangs zu Gott (Hebr 10,19–22) und unseres Sieges über den Ankläger (Offb 12,11). Eine Anweisung, dass man sich „unter das Blut stellen" oder es wie einen Schutzschild über andere aussprechen soll, gibt es jedoch nicht. Diese Formulierung stammt eher aus späteren Frömmigkeitstraditionen.

Biblisch sicher ist: Wir dürfen Gott im Gebet um Jesu willen bitten und uns auf sein vollbrachtes Opfer berufen. Das Blut Jesu ist keine magische Formel, sondern der Hinweis auf sein einmaliges, gültiges Opfer am Kreuz, das uns vor Gott gerecht macht. Wer das im Gebet bekennt, betet fest auf biblischer Grundlage.


gruß
nk

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Impulse

von nusskeks am 19.09.2025 09:38

Im Verborgenen gesehen

Matth. 6, 1-4

Jesus spricht hier von einer sehr sensiblen Sache: dem Geben. Schon im Judentum seiner Zeit galt Almosengeben, zedakah, nicht nur als Mildtätigkeit, sondern als ein zentraler Ausdruck von Gerechtigkeit. Wer gab, erfüllte ein Gebot Gottes. Doch wie so oft, wenn eine Sache hoch angesehen ist, schlich sich eine Gefahr ein: Man konnte das Richtige aus dem falschen Motiv tun.

Darum sagt Jesus: „Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden;" (Mt 6,1). Er gebraucht das Wort „Gerechtigkeit" (dikaiosynē), das im jüdischen Denken eng mit Werken wie Almosen, Gebet und Fasten verbunden war. Diese Werke waren nicht falsch. Aber die Frage war: Für wen tue ich sie? Für Gott – oder für mein eigenes Ansehen?

Zur Zeit Jesu war es nicht unüblich, Spenden auffällig zu geben. Im Tempel gab es 13 große Sammelkästen mit trichterförmigen Öffnungen, die wie Trompeten geformt waren. Wenn jemand viel hineingoss, konnte man es weithin hören. Dazu passt Jesu Bild: „Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen" (V. 2). Er verurteilt nicht das Geben, sondern das Zur-Schau-Stellen. Wer so handelt, hat seinen „Lohn" schon erhalten: Menschenlob – aber keinen Lohn vom Vater.

Jesus zeigt einen anderen Weg: „Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut" (V. 3). Das ist bildhafte Sprache für eine Diskretion, die so weit geht, dass selbst der Spender nicht damit hausieren geht – nicht nach außen, nicht nach innen. So bleibt das Geben ein Akt zwischen Gott und dem Herzen.

„...dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten" (V. 4). Das ist das Zentrum: Gott sieht, auch wenn kein Mensch sieht. Er sieht die Tat, aber mehr noch das Herz. Der wahre Lohn ist nicht Applaus, sondern seine Anerkennung – und die ist ewig.

Für uns heute bedeutet das: Es geht nicht um eine äußerliche Regel, nie sichtbar zu geben. Auch im Neuen Testament werden Spenden manchmal öffentlich erwähnt (z. B. Barnabas in Apg 4,36–37). Entscheidend bleibt das Motiv: Will ich Gott ehren – oder mich selbst?

Im Kontext wird hier deutlich, wie Jesus die Praxis seiner Zeit nicht abschafft, sondern zurückführt auf den Ursprung: Die Tora fordert Almosen, die Propheten mahnen zur Barmherzigkeit – doch alles sollte aus einem Herz geschehen, das Gott kennt. Nicht äußerliche Show, sondern gelebte Gerechtigkeit.

So sind wir eingeladen, zu geben wie Kinder ihres Vaters: im Stillen, mit Freude, ohne Berechnung. Und zu vertrauen, dass Gott sieht. Denn am Ende ist nicht entscheidend, was Menschen von mir denken – sondern dass mein Vater im Himmel Freude an meinem Herzen hat.

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.09.2025 09:43.

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Impulse

von nusskeks am 16.09.2025 09:09

Liebe ohne Grenzen
Matthäus 5,43-48 

„Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen" (Mt 5,43). Der erste Teil stammt direkt aus der Tora (Lev 19,18). Doch der zweite Teil – „deinen Feind hassen" – findet sich dort nicht. Er war eine menschliche Zuspitzung. Manche rabbinischen Kreise verstanden „Nächster" nur als Mitjude, andere schlossen Gruppen wie Zöllner oder Sadduzäer ausdrücklich aus. In Qumran hieß es sogar: „Liebet alle Söhne des Lichts und hasset alle Söhne der Finsternis."

Jesus widerspricht entschieden. „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (V. 44). Er ruft nicht zu Gefühlen auf, die wir nicht erzeugen können, sondern zu einer Liebe, die im Tun sichtbar wird: agapáō bedeutet, dem Wohl des anderen zu dienen. Feindesliebe zeigt sich in Taten – und im Gebet. Wer für seinen Gegner betet, bringt ihn vor Gott und legt die Rache aus der eigenen Hand in die Hände des Vaters.

Warum? Damit wir Kinder unseres Vaters im Himmel sind (V. 45). Das bedeutet nicht: „So verdient ihr euch das Heil." Es heißt: „So zeigt ihr, dass ihr zu ihm gehört." Denn Gott selbst behandelt die Welt mit einer Großzügigkeit, die Grenzen sprengt: Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und er schenkt Regen Gerechten wie Ungerechten. Wenn wir nur die lieben, die uns lieben, sind wir nicht anders als die Welt – so handeln Zöllner, so handeln Heiden.

Am Ende steht der Höhepunkt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist" (V. 48). „Vollkommen" bedeutet hier nicht makellos oder fehlerlos, sondern ganz, vollständig. Eine Liebe, die nicht selektiv ist, sondern alle umfasst – auch den, der nichts zurückgeben kann, auch den, der dich verletzt.

Diese Worte sind keine Theorie. Sie sind ein Spiegel. Wie schnell ziehe ich meine Grenze: bis hierhin liebe ich, dort aber nicht mehr. Jesus reißt diese Grenzen ein. Er ruft uns in eine Freiheit, die größer ist als jede Vergeltung: Die Freiheit, dem Feind Gutes zu wünschen. Die Freiheit, den Gegner vor Gott zu tragen. Die Freiheit, anders zu handeln, als die Welt es erwartet.

Das ist keine naive Ethik. Es ist der Weg des Reiches. Es ist der Weg des Kreuzes – denn genau das hat Jesus gelebt: Während er verspottet und verhöhnt wurde, betete er: „Vater, vergib ihnen."

Wer ihm nachfolgt, wird nicht weniger gerufen: Nicht nur Freunde lieben, sondern Feinde. Nicht nur Brüder grüßen, sondern auch die Fremden. Nicht nur das Naheliegende tun, sondern das Übernatürliche: Gottes Liebe widerspiegeln in einer Welt voller Grenzen.

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Impulse

von nusskeks am 13.09.2025 08:55

Mehr als Recht – die Freiheit, auf Vergeltung zu verzichten
Matth. 5,38-42

„Auge um Auge, Zahn um Zahn" (Mt 5,38). Viele hörten darin Härte. Doch in der Tora war diese Formel nie ein Freibrief für Rache, sondern ein Gerichtsprinzip: Strafe sollte angemessen sein, nicht überzogen. Sie begrenzte Gewalt – sie sollte nicht eskalieren.


Zur Zeit Jesu war dieses Prinzip jedoch oft so verstanden worden, dass es private Vergeltung rechtfertige. Wer beleidigt oder verletzt wurde, fühlte sich frei, es sofort heimzuzahlen. Jesus aber zieht die Grenze: „Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen nicht Widerstand" (V. 39). Er spricht nicht gegen Gerichte oder Rechtsordnung, sondern gegen persönliche Rachegelüste. Die Bibel ist hier klar: „Mein ist die Rache, spricht der HERR" (Dtn 32,35).

Dann illustriert Jesus, was das praktisch heißt:

-> Die Ohrfeige auf die rechte Wange – eine öffentliche Demütigung. Er sagt: Halte auch die andere hin. Nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke – weil du frei bist, nicht zurückzuschlagen.

-> Der Streit ums Hemd – gib auch den Mantel. Verstrick dich nicht in endlose Klagen; lass los, statt dich vom „guten Recht" knechten zu lassen.

-> Der erzwungene Meilengang – wenn dich eine Obrigkeit zwingt, geh zwei. Damals konnten römische Soldaten Bürger zwingen, Lasten zu tragen. Jesus ruft: Überrasche mit Freiwilligkeit statt Widerwillen.

-> Die Bitte und das Darlehen – sei großzügig, wo andere knausern. Öffne die Hand, statt sie zu verschließen.

Allen Beispielen ist eines gemeinsam: Durchbrich den Kreislauf der Vergeltung. Verzichte auf dein Recht, damit Gnade sichtbar wird.

Das heißt nicht, dass Jesus Rechtssysteme abschaffen wollte. Legitimes Gericht hat seinen Platz. Aber für den Einzelnen gilt: Charakteristischer für Gottes Gerechtigkeit ist, wenn man auf Vergeltung verzichtet. Auch bedeutet es nicht, dass jeder Schutz verboten wäre: Später weist Jesus seine Jünger an, für die kommende Zeit der Verfolgung auch an persönliche Sicherheit zu denken (Lk 22,35–36). Der Kontext entscheidet.

Hier geht es um die Haltung des Herzens: nicht alles einklagen, nicht zurückschlagen, nicht „Zahn um Zahn" leben, sondern großzügig loslassen. Das führt direkt zur nächsten Stufe: Feindesliebe (V. 43–48). Wer nicht zurückschlägt, ist schon auf dem Weg, seinen Feind zu lieben.

Und genau da liegt die Freiheit: Wer Gott vertraut, muss nicht alles selbst zurechtrücken. Er darf loslassen, statt immer heimzuzahlen. Er darf großzügig geben, statt festzuhalten. Er darf mit Demütigungen umgehen, ohne dass seine Würde zerbricht – weil sie im Vater im Himmel verankert ist.

So zeigt sich Reichsgerechtigkeit: nicht darin, jeden Anspruch durchzusetzen, sondern darin, den Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen. Nicht darin, Rache zu üben, sondern darin, Gnade zu leben.

Dieser Abschnitt ist kein Ruf zur Passivität, sondern zur stärkeren Freiheit: Wer im Reich Gottes steht, kann verzichten – und wird dadurch ein lebendiges Zeugnis der Gnade des Vaters.

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.09.2025 08:56.

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Impulse

von nusskeks am 11.09.2025 16:44

Ein Ja, das Ja bleibt
(Matth. 5,33-37)

„Ihr habt gehört ... ich aber sage euch." Mit diesen Worten führt Jesus seine Zuhörer mitten hinein in ein Thema, das damals wie heute brandaktuell ist: Wahrhaftigkeit.

Im Alten Testament war Schwören nicht verboten. Wer schwor, sollte es nur im Namen des Herrn tun und durfte den Eid nicht brechen (Lev 19,12; Num 30,3). Der Schwur war also eigentlich eine Bekräftigung der Wahrheit. Doch zur Zeit Jesu hatte sich eine Kultur entwickelt, die genau das unterlief. Man erfand Ausweich-Formeln: „bei Himmel", „bei Erde", „bei Jerusalem", „bei meinem Haupt". Solche Schwüre galten in manchen rabbinischen Schulen als weniger bindend als ein Schwur im Namen Gottes. Mit anderen Worten: Man konnte scheinbar schwören und sich doch ein Hintertürchen offenhalten.

Genau dagegen richtet Jesus seine Worte: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt... Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen." (Mt 5,34.37). Er nimmt den Menschen die Ausreden weg. Denn jeder Schwur, ob bei Himmel, Erde oder Jerusalem, bezieht letztlich Gott mit ein. Der Himmel ist sein Thron, die Erde sein Schemel, Jerusalem die Stadt des großen Königs. Selbst dein „Haupt" gehört dir nicht, weil du kein einziges Haar weiß oder schwarz machen kannst.

Damit legt Jesus den Kern frei: Das Problem liegt nicht in der Form des Schwurs, sondern im Herzen, das nach Schlupflöchern sucht, statt die Wahrheit klar zu sagen.

Der Ruf Jesu ist radikal einfach: Ein „Ja" soll ein Ja sein. Ein „Nein" ein Nein. Keine Füllwörter, keine Absicherungen, kein verschwurbeltes Kleingedrucktes. Menschen, die zu Jesus gehören, zeichnen sich durch eine Sprache der Klarheit aus.

Das ist herausfordernd. Denn wie oft weichen wir in unserem Alltag aus: Wir sagen Dinge so, dass sie gut klingen, aber nicht ganz die ganze Wahrheit sind. Wir geben Zusagen, bei denen wir schon spüren, dass wir sie nicht halten können. Wir schmücken, beschönigen oder polstern ab, damit wir besser dastehen. Jesus entlarvt all das als „vom Bösen".

Doch sein Ziel ist nicht, uns bloßzustellen, sondern uns frei zu machen. Frei von dem Druck, immer noch eine Absicherung einbauen zu müssen. Frei von dem Zwang, mit Worten zu tricksen. Frei, einfach zu sagen, was ist.

Das Reich Gottes zeigt sich schon darin, dass Christen Menschen sind, denen man glauben kann. Dass unser Wort trägt – auch ohne Eid. Dass wir nicht mit großen Schwüren beeindrucken, sondern mit still verlässlicher Wahrhaftigkeit.

Jesus lädt uns ein, neu anzufangen: „Herr, mach mein Herz wahrhaftig, damit meine Worte verlässlich sind." Dann wird unser Ja ein echtes Ja sein – und unser Nein ein verlässliches Nein. Und Menschen um uns herum werden etwas von Gottes Treue erkennen, die niemals wankt.

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Sind andere Erzählarten möglich? Moses-Doppelgänger?

von nusskeks am 10.09.2025 17:43

Hallo Morgenstern,


danke für deine ausführlichen Erklärungen. Es ist gut, dass du offen sagst, was du glaubst und dass du den jüdischen Glauben und Mose so hochhältst. Die Bibel selbst zeigt, dass Mose genau auf den hingewiesen hat, der nach ihm kommen sollte: „Einen Propheten wie mich wird der HERR, dein Gott, dir erwecken – auf ihn sollt ihr hören" (5Mo 18,15). Das Neue Testament bezieht diese Worte ausdrücklich auf Jesus (Apg 3,22).

Der entscheidende Unterschied zu deiner Sicht ist: Jesus ist laut Bibel nicht nur ein Prophet, sondern der Sohn Gottes, das menschgewordene Wort (Joh 1,1.14). Er kam nicht, um das Gesetz zu lockern, sondern um es zu erfüllen – und zwar dadurch, dass er die Strafe für unsere Übertretungen selbst trug (Mt 5,17; Jes 53,5). Darum ist in ihm die Vergebung, die Mose und die Propheten nicht geben konnten.

Dass du sagst, Gott sei barmherzig, stimmt vollkommen – aber die Bibel zeigt: Gottes Barmherzigkeit und Gottes Gerechtigkeit treffen am Kreuz Jesu zusammen. Nur so kann Gott zugleich „gerecht sein und den rechtfertigen, der des Glaubens an Jesus ist" (Röm 3,26).

gruß
nk

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten

nusskeks

55, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 628

Re: Sind andere Erzählarten möglich? Moses-Doppelgänger?

von nusskeks am 09.09.2025 17:20

Hallo Morgenstern,


ja, Vergebung kommt allein von JHWH. Genau darin liegt die Botschaft des Neuen Testaments: Jesus ist nicht ein anderer neben Gott, sondern das menschgewordene Wort, durch das Gott selbst handelt (Joh 1,1.14). In ihm begegnet uns JHWH persönlich, darum sagt er: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9). Vergebung gibt es deshalb nicht außerhalb von Jesus Christus – denn er ist Gott selbst, der uns Versöhnung schenkt.

gruß
nk

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten
Erste Seite  |  «  |  1  ...  6  |  7  |  8  |  9  |  10  ...  63  |  »  |  Letzte

« zurück zur vorherigen Seite