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Re: Israel braucht unser Gebet. Terror , Gazarstreifen , Jerusalem
von nusskeks am 31.08.2025 12:25„Bittet für den Frieden Jerusalems" (Ps 122,6)
שַׁאֲלוּ שְׁלוֹם יְרוּשָׁלִָם (shaʾalû shālôm Yerûshālayim) – so lautet der Aufruf im hebräischen Grundtext. Wörtlich heißt es: „Erbetet aktiv das Heil und die Ganzheit Jerusalems." Shalom bedeutet mehr als die Abwesenheit von Krieg – es meint Vollkommenheit, Sicherheit, Gottes Nähe.
Als Jesusnachfolger dürfen (sollten? müssen?) wir in einer Zeit, in der Israel politisch, militärisch und moralisch in der Kritik steht, unterscheiden: Wir sind nicht unkritisch gegenüber einer Regierung, die Fehler macht. Aber wir halten fest an Gottes Bundestreue und am Auftrag, für Israel und Jerusalem einzustehen.
Das Gebet in Psalm 122 ist kein politisches Schlagwort, sondern ein geistlicher Auftrag. Es erinnert uns daran, dass die Geschichte mit Israel nicht abgeschlossen ist (Röm 11,29: Gottes Berufung ist unwiderruflich). Gleichzeitig schließt es nicht aus, für alle Betroffenen zu beten – auch für die leidenden Menschen in Gaza, im Libanon und in der Region.
An der Seite Israels stehen heißt: an der Seite von Gottes Verheißungen stehen, ohne das Unrecht zu beschönigen, das Menschen einander zufügen. Unser Gebet soll getragen sein von der Hoffnung, dass Gottes Shalom inmitten von Krieg und Hass aufleuchtet – zuerst in Jerusalem, dann bis an die Enden der Erde.
So wie es aussieht wird der Druck steigen. Die EU will Sanktionen verhängen. Derzeit zieht Deutschland nicht mit. Gut so. Wir haben uns in den letzten Wochen eh nicht mit Ruhm bekleckert. Die letzte Gaza-Demo in Frankfurt am Main war wieder so ein Zeichen, für das man nicht gerade Werbung machen sollte.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 29.08.2025 20:16„Nicht auflösen, sondern erfüllen" – Matthäus 5,17–20
Die Bergpredigt ist (wie bereits erwähnt) nicht nur eine Ethikrede, sondern eine Königsrede: Jesus erklärt, wie die Bürger seines Reiches leben. Und hier räumt er mit einem möglichen Missverständnis auf: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen;" (5,17a).
Das Wort „aufzulösen" (katalysai) ist ein starkes Verb – es meint „zerstören, niederreißen". Genau das tat Jesus nicht. Vielmehr sagt er: „ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen (plērōsai). Dieses Wort ist bei Matthäus durchgängig aufgeladen: Es beschreibt, dass das, was Gott im Alten Testament angekündigt hat, jetzt in Jesus zur Vollendung gebracht wird. Er stellt das Gesetz nicht beiseite, sondern lebt es so, wie es von Anfang an gedacht war. Während menschliche Traditionen es oft verdrehten, bringt er es auf seinen wahren Sinn zurück.
Darum sagt er in Vers 18: „Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht." Damit betont er nicht die ewige Verpflichtung jedes einzelnen mosaischen Gebots in seiner kultischen Form, sondern die unerschütterliche Verlässlichkeit der ganzen Schrift: Alles, was sie ankündigt, erfüllt sich – in seiner Person und in seinem Werk.
Vers 19 zeigt: Wer das Geringste in Gottes Wort beiseite schiebt, zeigt eine Haltung, die gering im Reich ist. Wer aber auch im Kleinen ernst nimmt, was Gott sagt, der gilt als groß. Jesus ruft also dazu auf, die Autorität der Schrift in ihrer ganzen Tiefe zu achten – nicht selektiv, nicht willkürlich.
Der Kern kommt in Vers 20: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." Für die Hörer war das radikal. Denn gerade die Pharisäer galten als die strengsten Gesetzeshüter. Doch Jesus entlarvt ihre Gerechtigkeit als äußerlich. Sie bestand in Regelwerken, Traditionen, Abgrenzung – aber nicht im erneuerten Herzen.
Die geforderte „überfließende Gerechtigkeit" (perisseusē) bedeutet mehr als „ein bisschen mehr als die Pharisäer". Es ist eine Gerechtigkeit anderer Qualität – eine, die von innen kommt, aus einer lebendigen Beziehung zu Gott. Nur durch eine von Gott geschenkte Gerechtigkeit (vgl. Jer 31,31–34; Hes 36,26–27) wird der Mensch befähigt, wirklich in Gottes Reich zu stehen.
In den damaligen rabbinischen Schriften findet sich die Aussage: „Ganz Israel hat Anteil an der kommenden Welt." Jesus widerspricht direkt: Nicht nationale Zugehörigkeit und nicht äußere Gesetzestreue sind entscheidend, sondern eine neue Gerechtigkeit, die Gott selbst schenkt.
Für uns heute
-> Das Gesetz erfüllt: In Jesus ist Gottes Wille nicht abgeschafft, sondern vollkommen gelebt. Wer ihn kennt, sieht, was „Gerechtigkeit" wirklich bedeutet.
-> Die Schrift bestätigt: Kein Strichlein vergeht, bis alles geschehen ist. Gottes Wort ist absolut zuverlässig.
-> Die wahre Gerechtigkeit: Sie geht tiefer als äußerer Schein. Sie ist nicht Machwerk des Menschen, sondern Geschenk Gottes, das im Glauben empfangen wird.
Damit wird deutlich: Jesus ruft nicht zu mehr äußerlicher Strenge auf, sondern zu einer ganz neuen Art des Lebens – einer Gerechtigkeit, die überfließt, weil sie aus dem Herzen kommt, das Gott erneuert hat.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Bibelkritik - Was macht das mit dem eigenen "Gottesbild"?
von nusskeks am 28.08.2025 12:49Ein Beitrag noch, über den ich lange nachgedacht habe:
Tja, die historische Kritik der Universitäten. Was kann man dazu sagen?
Menschen, die die Bibel durch die Brille der historisch-kritischen Methode lesen, gehen oft (meistens?) davon aus, dass sie nicht in erster Linie Gottes inspiriertes Wort vor sich haben, sondern eine Sammlung menschlicher Zeugnisse, die über Jahrhunderte hinweg verändert, ergänzt und bearbeitet wurden. Das liegt an den Ursprüngen dieser Denkschulen. Aus dieser Sicht sind Widersprüche, angebliche Fehler und literarische Motive vor allem Spuren menschlicher Gestaltung – und nicht Ausdruck göttlicher Inspiration.
Der Punkt ist, dass diese Haltung die Grundlage verschiebt: Nicht mehr Gottes Selbstoffenbarung ist das Maßstabgebende, sondern die menschliche Analyse und Rekonstruktion. Was als historisch oder theologisch „plausibel" gilt, wird dann zum Kriterium für das, was als Wort Gottes gelten darf. Die Autorität der Schrift wird damit faktisch von außen begrenzt. Der Leser beurteilt die Bibel, nicht (mehr) umgekehrt.
Eine bibeltreue Sicht dagegen nimmt ernst, was die Schrift über sich selbst sagt: Sie ist „von Gott eingegeben" (2Tim 3,16), „kann nicht gebrochen werden" (Joh 10,35) und ist „Wahrheit" (Joh 17,17). Jesus selbst behandelte die Schriften des Alten Testaments nicht als fehleranfällige Überlieferungen, sondern als göttlich verbindliche Autorität – in seinen Auseinandersetzungen mit Gegnern, in seinen Lehren und sogar am Kreuz. Wenn er zitiert, tut er es mit der Gewissheit, dass Gott in diesen Worten spricht.
Das bedeutet nicht, dass es keine Unterschiede in Perspektive, Stil oder Detailreichtum geben darf. Im Gegenteil: Gott gebrauchte über Jahrhunderte verschiedene menschliche Autoren mit ihren Persönlichkeiten, um ein facettenreiches Zeugnis zu schaffen, das dennoch in der Hauptsache einheitlich ist. Unterschiedliche Berichte sind nicht automatisch Widersprüche – oft ergeben sie ein vollständigeres Bild. Bei Alt-Historikern völlig normal, in der liberalen Theologie leider nicht.
Wer die Bibel auflöst in „Realität und Fiktion", trennt, was Gott zusammengefügt hat. Er stellt sich damit über den Text und entscheidet selbst, was gültig ist und was nicht. Das aber ist genau der Schritt, vor dem die Bibel selbst warnt (5Mo 4,2; Offb 22,18-19).
Darum ist es entscheidend, die Schriften mit dem Grundvertrauen zu lesen, dass Gott fähig und willens war, sein Wort treu zu bewahren – trotz und durch die Jahrhunderte hindurch. Textforschung und Archäologie haben immer wieder bestätigt, dass die biblischen Texte erstaunlich zuverlässig überliefert sind. Die entscheidende Frage bleibt daher nicht, ob wir Gottes Wort nach unseren Maßstäben zurechtschneiden, sondern ob wir uns von Gottes Wort zurechtbringen lassen.
Diese Haltung schenkt Sicherheit – nicht weil wir alles restlos verstehen, sondern weil wir wissen, wer gesprochen hat. Der, der nicht lügen kann, hat geredet, und er steht zu seinem Wort.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Lukas - Evangelium: was ist bekannt? wer ist/war Lukas ? was sticht besonders hervor?
von nusskeks am 27.08.2025 18:53Hallo pray,
Oh, in Ordnung. Cleo hatte sich an einen anderen User gewandt, daher wollte ich nicht vorwitzig sein.
Es sind 12 Stellen, aber tatsächlich weichen einige davon von dem ab, was eigentlich die Nachfrage war. Ich kann die Stellen hier gerne nennen.
Hier die Stellen:
Gen 21,17 – Engel Gottes zu Hagar: „Fürchte dich nicht" (אַל־תִּירְאִי).
2Kön 1,15 – Engel des HERRN zu Elia: „Geh mit ihm hinab; fürchte dich nicht vor ihm."
Dan 10,12 – himmlischer Bote zu Daniel: „Fürchte dich nicht, Daniel" (μὴ φοβοῦ).
Dan 10,19 – derselbe Bote: „Fürchte dich nicht ... Friede dir!" (אַל־תִּירָא / μὴ φοβοῦ).
Ri 6,23 – Der HERR zu Gideon direkt nach der Erscheinung des „Engels des HERRN": „Friede dir! Fürchte dich nicht; du wirst nicht sterben."
Mt 1,20 – Engel im Traum zu Josef: „Fürchte dich nicht, Maria als Frau zu dir zu nehmen" (μὴ φοβηθῇς).
Lk 1,13 – Engel zu Zacharias: „Fürchte dich nicht, Zacharias" (μὴ φοβοῦ).
Lk 1,30 – Engel zu Maria: „Fürchte dich nicht, Maria" (μὴ φοβοῦ).Lk 2,10 – Engel zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht" (μὴ φοβεῖσθε).
Lk 2,10 – Engel zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht" (μὴ φοβεῖσθε).
Mt 28,5 – Engel am Grab zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht" (μὴ φοβεῖσθε).
Mk 16,6 – „junger Mann in weißem Gewand" (allg. als Engel verstanden) am Grab: „Erschreckt nicht/Seid nicht bestürzt" (μὴ ἐκθαμβεῖσθε) – sinngleich.
Apg 27,24 – Engel Gottes zu Paulus auf See: „Fürchte dich nicht, Paulus" (μὴ φοβοῦ).
Bitte lass Dich von den griechischen Worten nicht irritieren. Sie waren bei der Recherche für mich wichtig, da ich sie ggf. in Wörterbüchern nachschlagen will / wollte. Wie gesagt treffen nicht alle Verse genau dem Profil, was weiter oben angefragt wurde. Ich habe sie trotzdem aufgeführt. Der Vollständigkeit halber.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 27.08.2025 09:35„Salz, das nicht mehr salzt?" (Mt 5,13–16)
Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? (Mt 5,13). Der griechische Grundtext ist an dieser Stelle erstaunlich scharf. Dort steht nicht ein Verb wie „würzen", sondern μωρανθῇ – wörtlich: „töricht, dumm werden". Das Bild ist also: Salz, das „dumm" geworden ist, das seinen Sinn verloren hat.
Wie ist das zu verstehen? Reines Natriumchlorid verliert seine Würzkraft nicht. Doch das „Salz" im antiken Israel war meist Mischsalz, besonders aus dem Toten Meer. Dieses war mit anderen Mineralien durchsetzt. Wenn das eigentliche Salz ausgewaschen war, blieb eine farblose, geschmacklose Masse zurück. Sie sah noch aus wie Salz – aber sie hatte keinen Wert mehr, „zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.".
So macht Jesus klar: Die Identität seiner Jünger ist nicht etwas, das sie sich mühsam erarbeiten müssen – „Ihr seid Salz!" –, aber dieses Salz kann „geschmacklos" werden, wenn es seine Kraft verliert. Christsein ohne Wirkung ist wie „dumm gewordenes" Salz: äußerlich noch da, aber ohne Einfluss.
Dasselbe gilt für das Bild vom Licht. „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein" (V. 14). Israel sollte „Licht für die Nationen" sein (Jes 49,6), und nun überträgt Jesus diesen Auftrag auf seine Nachfolger. Licht ist sichtbar oder es ist nicht Licht. Niemand zündet eine Lampe an, um sie unter einen Eimer zu stellen.
Beide Bilder – Salz und Licht – haben gemeinsam: Sie existieren nicht für sich selbst, sondern für andere. Salz wirkt, indem es durchdringt. Licht wirkt, indem es sichtbar ist. Der Zweck von Salz ist nicht, hübsch im Streuer zu bleiben, sondern Speisen zu bewahren und zu würzen. Der Zweck von Licht ist nicht, verborgen zu sein, sondern zu leuchten.
Und Jesus sagt, warum: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (V. 16). Nicht der Ruhm des Jüngers ist das Ziel, sondern dass Menschen im gelebten Glauben Gott erkennen.
Für uns heute liegt darin eine ernste, aber ermutigende Botschaft. Ernst, weil wir uns fragen müssen: Ist mein Glaube noch „salzig" – spürbar für andere? Oder ist er ausgelaugt wie das alte Mischsalz am Toten Meer? Ermutigend, weil Jesus nicht fordert: „Strengt euch an, Salz zu werden", sondern sagt: „Ihr seid es." Unsere Aufgabe ist, das nicht zu verlieren, sondern in seiner Kraft zu leben.
Salz, das nicht mehr salzt, ist nutzlos. Aber Salz, das wirkt, kann verderbnishemmend und geschmackgebend sein. Licht, das leuchtet, weist Menschen zum Vater. Das Reich Gottes wird nicht durch Macht oder Politik sichtbar, sondern durch Jünger, die treu Salz und Licht sind – mitten in der Welt.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 26.08.2025 07:15Matthäus 5,1–12
Die Seligpreisungen gehören zu den bekanntesten Worten Jesu – und doch werden entscheidende Nuancen oft übersehen.
Zunächst die Adressaten: Matthäus betont, dass Jesus seine „Jünger" lehrte (Mt 5,1–2). Die Menge hört zwar zu, doch die Worte gelten in erster Linie denen, die ihm nachfolgen. Es geht also nicht darum, wie man ins Reich hineinkommt, sondern wie die aussieht, die schon dazugehören.
Die Struktur macht dies deutlich: Die erste und die achte Seligpreisung enden identisch – „denn ihrer ist das Reich der Himmel" (V. 3 und V. 10). Damit wird der Abschnitt eingerahmt, eine sogenannte „Inklusion". Alles dazwischen beschreibt Wesenszüge der Reichsangehörigen.
Ein weiterer Punkt ist der zeitliche Wechsel: Zweimal heißt es „denn ihrer ist" – Gegenwart. Dazwischen: „sie werden ..." – Zukunft. Das zeigt den typischen Rhythmus des Reiches: Es ist schon da, und doch noch nicht vollendet. Wir leben im Dazwischen – Anteil am Reich jetzt, Erfüllung in der Zukunft.
Auch der jüdische Hintergrund ist zentral. „Arm im Geist" (πτωχοὶ τῷ πνεύματι) erinnert an die 'anawim (ענוים), die Demütigen in den Psalmen und Jesaja 61: Menschen, die nichts vorzuweisen haben und allein auf Gott hoffen. „Die Sanftmütigen werden das Land erben" (V. 5) greift wörtlich Psalm 37,11 auf. Für jüdische Hörer war das sofort ein messianisches Signal: das verheißene Erbe des Landes, das Gott den Treuen geben wird.
Oft übersehen wird, wie stark Leid und Verfolgung betont sind. Gleich zweimal spricht Jesus davon (V. 10–12). Wer ihm gehört, wird Widerstand erleben – so wie die Propheten vor ihnen. Reichszugehörigkeit bedeutet nicht Bequemlichkeit, sondern Auseinandersetzung mit einer feindlichen Welt.
Ein weiteres Missverständnis hält sich hartnäckig: Die Seligpreisungen seien eine Liste von „Tugenden", die man sich erarbeiten müsse. Doch Jesus beschreibt hier nicht Stufen, die man erklimmen muss, um selig zu werden. Er beschreibt, wie das Wesen der Menschen aussieht, die er selig nennt – Kennzeichen eines Lebens, das von Gott erneuert wurde.
Schließlich der Kontext: Jesus steigt auf den Berg und lehrt – bewusst in Anklang an Mose am Sinai. Doch er bringt keine neue Gesetzessammlung, sondern spricht als der König selbst. Die Bergpredigt ist nicht bloß Ethik, sondern "Reichsverfassung": die Beschreibung des Charakters der Bürger des messianischen Reiches.
Für uns heute liegt hier eine doppelte Botschaft: Trost und Herausforderung. Trost, weil die Seligpreisungen Menschen ansprechen, die nichts vorzuweisen haben – die Armgewordenen, die Trauernden, die Hungernden nach Gerechtigkeit. Genau sie nennt Jesus „selig". Herausforderung, weil die Nachfolge unweigerlich zu Widerstand führt. Doch mitten in Verfolgung steht die Zusage: „Euer Lohn ist groß im Himmel."
So sind die Seligpreisungen nicht einfach schöne Worte. Sie sind ein Spiegel: Bin ich arm im Geist, angewiesen auf Gott? Sehne ich mich nach seiner Gerechtigkeit? Bin ich bereit, Verachtung zu tragen, weil ich zu ihm gehöre? Dann darf ich gewiss sein: „Denn deiner ist das Reich der Himmel."
Hoditai, Mensch des Weges
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Re: Lukas - Evangelium: was ist bekannt? wer ist/war Lukas ? was sticht besonders hervor?
von nusskeks am 25.08.2025 18:37Hallo pray,
Tatsächlich konnte ich insgesamt 12 Bibelstellen finden die etwas in der Art beschreiben, wobei man in 2Kön 1,15 das zwar findet, es sich dort jedoch auf einen Menschen bezieht und sich zwei andere Stellen beide auf die selbe Situation beziehen. Ob das was ich gefunden habe vollständig ist, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es noch mehr.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 24.08.2025 12:37Matthäus 4,18–25 – Ruf in die Nachfolge und Beginn des öffentlichen Wirkens
Nachdem Jesus in Galiläa seine Botschaft verkündigt hatte („Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen"), schildert Matthäus, wie er die ersten Jünger in seinen Dienst ruft. Am See von Galiläa begegnet er Simon (Petrus) und Andreas sowie den Brüdern Jakobus und Johannes. Bemerkenswert: Dies war nicht die erste Begegnung (Johannes 1 berichtet von einem früheren Kennenlernen). Doch jetzt geht es um einen entscheidenden Schritt: Sie sollen nicht nur glauben, sondern in verbindliche Nachfolge als seine Jünger treten.
Jesu Ruf lautet: „Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen." (Mt 4,19). Im Grundtext steht hier das starke Imperativ Δεῦτε ὀπίσω μου – „kommt hinter mich her". Es ist kein freundliches Angebot, sondern ein autoritativer Ruf des Messias. Das Bild vom „Menschenfischer" knüpft an ihren Beruf an, bedeutet aber eine völlige Umkehr der Zielrichtung: Statt Fische aus dem Wasser zu ziehen, sollen sie künftig Menschen für Gottes Reich gewinnen.
Alle vier Männer reagieren sofort und lassen Netze, Boote und sogar den Vater zurück. Das zeigt die Radikalität der Jüngerschaft: Nachfolge Jesu duldet keinen Aufschub und fordert volle Hingabe.
Ab Vers 23 wird Jesu Wirken zusammengefasst. Drei Tätigkeiten werden genannt:
Lehren in den Synagogen – der natürliche Ort, um Israel zu erreichen.
Verkündigen des Evangeliums vom Reich – im Griechischen: τὸ εὐαγγέλιον τῆς βασιλείας. Hier ist nicht in erster Linie das Evangelium vom Kreuz und der Auferstehung gemeint (das wird später das Zentrum), sondern die „gute Nachricht": Der verheißene König ist da, und mit ihm ist das messianische Reich nahe.
Heilen aller Krankheiten und Schwachheiten – diese Zeichen bestätigten seine Botschaft. Sie waren nicht Selbstzweck, sondern Beweis seiner messianischen Autorität.
Die Wirkung war beachtlich: Die Kunde von ihm verbreitete sich „in ganz Syrien" (V. 24), also über die jüdischen Grenzen hinaus in die römische Provinz. Menschen kamen mit allen möglichen Krankheiten, Besessenheiten und Leiden – und er heilte sie alle. Große Volksmengen folgten ihm aus Galiläa, Judäa, Jerusalem, der Dekapolis und dem Gebiet jenseits des Jordan. Schon hier erfüllt sich, dass das Licht des Messias (vgl. Jes 9) weit über Galiläa hinausstrahlt.
Dieser Abschnitt zeigt zwei Dinge in besonderer Tiefe:
Der Ruf zur Nachfolge ist verbindlich und radikal – Jesus ruft nicht zu einer lockeren Sympathie, sondern zu einem Leben, das alles andere zurückstellt.
Die Botschaft vom Reich war die Verkündigung, dass Gottes Herrschaft in der Person des Messias angebrochen ist. Seine Heilungen und Zeichen beglaubigen diesen Anspruch und machen deutlich: Hier ist der König, der gekommen ist, um das Reich aufzurichten.
Für uns heute bedeutet das: Nachfolge heißt, dem Ruf Jesu ohne Zögern zu folgen – und zugleich zu erkennen, dass das Reich Gottes nicht eine ferne Hoffnung ist, sondern schon in Jesus mitten in die Welt hineingebrochen ist.
Hoditai, Mensch des Weges
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Re: Impulse
von nusskeks am 23.08.2025 10:58Matthäus 4,12–17 – Jesu Beginn in Galiläa
Wenn Jesus hört, dass Johannes der Täufer gefangen genommen wurde, zieht er sich nach Galiläa zurück (V. 12). Das ist kein zufälliger Ortswechsel, sondern ein von Gott geführter Schritt. Zum einen war Johannes' Gefangennahme ein Warnsignal: Der Herold des Messias wurde verworfen, und damit deutete sich an, dass auch der König selbst Ablehnung erfahren würde. Zum anderen wuchs in Judäa bereits die Aufmerksamkeit der Pharisäer, sodass Jesus den Konflikt zu diesem Zeitpunkt noch nicht eskalieren ließ.
Bemerkenswert ist, dass Jesus Galiläa wählt – ausgerechnet das von Judäern oft verachtete Gebiet, stark geprägt durch heidnischen Einfluss. In Vers 13 heißt es, dass er in Kapernaum seinen Wohnsitz nahm. Dieser Ort am Nordufer des Sees Gennesaret lag an der Via Maris, einer wichtigen Handelsroute, von der aus Botschaften weit ins Reich getragen werden konnten. So war es ein strategischer Platz, von dem aus die Nachricht von Jesu Wirken schnell verbreitet wurde.
Matthäus betont, dass sich damit Jesaja 9,1–2 erfüllt: „Das Volk, das im Finstern sitzt, hat ein großes Licht gesehen." Geographisch passt dies genau: Nazareth lag im Gebiet Zebuluns, Kapernaum im Gebiet Naftalis. Und gerade dort, im „Galiläa der Nationen", wo Juden und Heiden dicht beieinander lebten, sollte das Licht des Messias zuerst aufleuchten. Das unterstreicht Gottes Plan: Sein Heil richtet sich nicht nur an das Zentrum in Jerusalem, sondern auch an die Ränder, wo die Dunkelheit am größten ist.
In Vers 17 beginnt Jesus seine Verkündigung: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen." Auffällig ist hier der Grundtext: ἤγγικεν (Perfekt von ἐγγίζω) bedeutet „ist nahe gekommen, ist herangetreten". Das Reich war nicht nur eine ferne Hoffnung, sondern in der Person des Königs bereits gegenwärtig. Die Zuhörer mussten das Reich nicht neu erklärt bekommen, denn es war genau das Reich, von dem die Propheten gesprochen hatten: die messianische Königsherrschaft Gottes.
Das Evangelium, das Jesus hier verkündigt, war also zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Botschaft von Kreuz und Auferstehung – das sollte später kommen. Es war die gute Nachricht, dass der verheißene König da ist und das Reich unmittelbar bevorsteht. Darum lautet der Ruf: „Tut Buße!" – eine echte Sinnesänderung, nicht das Vertrauen auf Abstammung oder Tradition.
Jesus tritt nicht zufällig in Galiläa auf, sondern genau dort, wo die Prophetie es angekündigt hat. Er beginnt nicht mit Macht und Glanz in Jerusalem, sondern mit Licht im Dunkel einer verachteten Grenzregion. Und er ruft sein Volk zur Umkehr, weil die Herrschaft Gottes jetzt anbricht – in seiner Person.
Hoditai, Mensch des Weges
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Re: Impulse
von nusskeks am 21.08.2025 11:07Matthäus 4. Hierzu habe ich mit großen Gewinn "Yeshua The Life of Messiah" herangezogen. In deutscher Sprache wurde das Werk in ein einzelnes Buch zusammengefasst. Das englische Original hat 4 Bände. Beide Version befinden sich in meiner Biliothek. Ich kann sie jedem Jesusnachfolger wärmstens empfehlen.
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Nach seiner Taufe im Jordan, wo Jesus als der „geliebte Sohn" bestätigt wurde, führt ihn der Geist Gottes in die Wüste. Es ist bemerkenswert, dass dieser Weg nicht vom Teufel erzwungen, sondern vom Geist geleitet wird. Jesus tritt bewusst in diese Situation hinein – nicht als Opfer, sondern als der Gehorsame, der den Willen des Vaters erfüllt.
Vierzig Tage fastet er. Diese Zahl erinnert an Israels vierzig Jahre in der Wüste. Arnold Fruchtenbaum betont, dass Jesus hier die Geschichte Israels aufnimmt und sie neu lebt. Während Israel in der Prüfung versagte – es murrte über das Manna, es stellte Gott auf die Probe, es verfiel dem Götzendienst – geht Jesus denselben Weg, bleibt aber vollkommen treu. Das wird schon daran deutlich, dass er alle seine Antworten aus dem fünften Buch Mose nimmt, gerade aus jenen Kapiteln, die Israels Versuchungen und Gottes Erziehung in der Wüste schildern.
Der Versucher setzt an der Identität Jesu an: „Wenn du Gottes Sohn bist..." Doch Jesus sucht keine Abkürzung. Er verwandelt keine Steine in Brot, sondern vertraut auf das Wort des Vaters: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht" (Dtn 8,3). Seine Nahrung ist der Wille Gottes.
Dann führt der Teufel ihn auf die Zinne des Tempels. Auch hier könnte Jesus seine Sohnschaft beweisen, indem er sich hinabstürzt und Gott zu einem Wunder zwingt. Aber er weigert sich, Gott auf die Probe zu stellen (Dtn 6,16). Fruchtenbaum macht deutlich: Jesus erkennt den Missbrauch der Schrift. Satan kann Bibelworte zitieren, aber er verdreht sie. Der wahre Sohn prüft nicht den Vater, sondern vertraut ihm.
In der dritten Versuchung bietet der Teufel ihm alle Reiche der Welt, wenn er niederfällt und ihn anbetet. Der „Kürzere Weg" zum Königtum ohne Kreuz. Aber Jesus weist dies entschieden zurück: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen" (Dtn 6,13). Er wählt den Weg des Gehorsams, auch wenn er über Leiden und Kreuz führt.
Am Ende weicht der Versucher, und Engel dienen ihm. Hier zeigt sich: Wer dem Wort Gottes treu bleibt, erfährt auch die Hilfe Gottes.
Für uns hat das tiefe Bedeutung. Jesus ist nicht nur das Muster eines standhaften Glaubens, er ist auch unser Stellvertreter. Er bestand die Prüfung, wo Israel und Adam gefallen sind. Hebräer 4,15 sagt: „Er ist in allem versucht worden wie wir, doch ohne Sünde." Darum ist er unser treuer Hohepriester, der uns versteht und uns helfen kann.
Fruchtenbaum fasst es so: Jesus beweist in der Wüste, dass er wirklich der Messias ist – nicht indem er Wunder für sich selbst tut, sondern indem er Gottes Wort vollkommen vertraut. Das Reich Gottes wird nicht durch menschliche Abkürzungen oder Machtspiele kommen, sondern durch den Gehorsam des Sohnes, der den Weg bis ans Kreuz geht.
So lehrt uns Matthäus 4: Die Stimme, die am Jordan sprach „Dies ist mein geliebter Sohn", wird in der Wüste bestätigt. Jesus ist der wahre Israelit, der zweite Adam, der Sieger über den Versucher. Und weil er treu blieb, können auch wir in seinen Spuren gehen – nicht aus eigener Kraft, sondern im Vertrauen auf den, der das Wort Gottes vollkommen gelebt hat.
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel


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