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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 16.09.2025 09:09

Liebe ohne Grenzen
Matthäus 5,43-48 

„Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen" (Mt 5,43). Der erste Teil stammt direkt aus der Tora (Lev 19,18). Doch der zweite Teil – „deinen Feind hassen" – findet sich dort nicht. Er war eine menschliche Zuspitzung. Manche rabbinischen Kreise verstanden „Nächster" nur als Mitjude, andere schlossen Gruppen wie Zöllner oder Sadduzäer ausdrücklich aus. In Qumran hieß es sogar: „Liebet alle Söhne des Lichts und hasset alle Söhne der Finsternis."

Jesus widerspricht entschieden. „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (V. 44). Er ruft nicht zu Gefühlen auf, die wir nicht erzeugen können, sondern zu einer Liebe, die im Tun sichtbar wird: agapáō bedeutet, dem Wohl des anderen zu dienen. Feindesliebe zeigt sich in Taten – und im Gebet. Wer für seinen Gegner betet, bringt ihn vor Gott und legt die Rache aus der eigenen Hand in die Hände des Vaters.

Warum? Damit wir Kinder unseres Vaters im Himmel sind (V. 45). Das bedeutet nicht: „So verdient ihr euch das Heil." Es heißt: „So zeigt ihr, dass ihr zu ihm gehört." Denn Gott selbst behandelt die Welt mit einer Großzügigkeit, die Grenzen sprengt: Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und er schenkt Regen Gerechten wie Ungerechten. Wenn wir nur die lieben, die uns lieben, sind wir nicht anders als die Welt – so handeln Zöllner, so handeln Heiden.

Am Ende steht der Höhepunkt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist" (V. 48). „Vollkommen" bedeutet hier nicht makellos oder fehlerlos, sondern ganz, vollständig. Eine Liebe, die nicht selektiv ist, sondern alle umfasst – auch den, der nichts zurückgeben kann, auch den, der dich verletzt.

Diese Worte sind keine Theorie. Sie sind ein Spiegel. Wie schnell ziehe ich meine Grenze: bis hierhin liebe ich, dort aber nicht mehr. Jesus reißt diese Grenzen ein. Er ruft uns in eine Freiheit, die größer ist als jede Vergeltung: Die Freiheit, dem Feind Gutes zu wünschen. Die Freiheit, den Gegner vor Gott zu tragen. Die Freiheit, anders zu handeln, als die Welt es erwartet.

Das ist keine naive Ethik. Es ist der Weg des Reiches. Es ist der Weg des Kreuzes – denn genau das hat Jesus gelebt: Während er verspottet und verhöhnt wurde, betete er: „Vater, vergib ihnen."

Wer ihm nachfolgt, wird nicht weniger gerufen: Nicht nur Freunde lieben, sondern Feinde. Nicht nur Brüder grüßen, sondern auch die Fremden. Nicht nur das Naheliegende tun, sondern das Übernatürliche: Gottes Liebe widerspiegeln in einer Welt voller Grenzen.

Hoditai, Mensch des Weges 
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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 13.09.2025 08:55

Mehr als Recht – die Freiheit, auf Vergeltung zu verzichten
Matth. 5,38-42

„Auge um Auge, Zahn um Zahn" (Mt 5,38). Viele hörten darin Härte. Doch in der Tora war diese Formel nie ein Freibrief für Rache, sondern ein Gerichtsprinzip: Strafe sollte angemessen sein, nicht überzogen. Sie begrenzte Gewalt – sie sollte nicht eskalieren.


Zur Zeit Jesu war dieses Prinzip jedoch oft so verstanden worden, dass es private Vergeltung rechtfertige. Wer beleidigt oder verletzt wurde, fühlte sich frei, es sofort heimzuzahlen. Jesus aber zieht die Grenze: „Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen nicht Widerstand" (V. 39). Er spricht nicht gegen Gerichte oder Rechtsordnung, sondern gegen persönliche Rachegelüste. Die Bibel ist hier klar: „Mein ist die Rache, spricht der HERR" (Dtn 32,35).

Dann illustriert Jesus, was das praktisch heißt:

-> Die Ohrfeige auf die rechte Wange – eine öffentliche Demütigung. Er sagt: Halte auch die andere hin. Nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke – weil du frei bist, nicht zurückzuschlagen.

-> Der Streit ums Hemd – gib auch den Mantel. Verstrick dich nicht in endlose Klagen; lass los, statt dich vom „guten Recht" knechten zu lassen.

-> Der erzwungene Meilengang – wenn dich eine Obrigkeit zwingt, geh zwei. Damals konnten römische Soldaten Bürger zwingen, Lasten zu tragen. Jesus ruft: Überrasche mit Freiwilligkeit statt Widerwillen.

-> Die Bitte und das Darlehen – sei großzügig, wo andere knausern. Öffne die Hand, statt sie zu verschließen.

Allen Beispielen ist eines gemeinsam: Durchbrich den Kreislauf der Vergeltung. Verzichte auf dein Recht, damit Gnade sichtbar wird.

Das heißt nicht, dass Jesus Rechtssysteme abschaffen wollte. Legitimes Gericht hat seinen Platz. Aber für den Einzelnen gilt: Charakteristischer für Gottes Gerechtigkeit ist, wenn man auf Vergeltung verzichtet. Auch bedeutet es nicht, dass jeder Schutz verboten wäre: Später weist Jesus seine Jünger an, für die kommende Zeit der Verfolgung auch an persönliche Sicherheit zu denken (Lk 22,35–36). Der Kontext entscheidet.

Hier geht es um die Haltung des Herzens: nicht alles einklagen, nicht zurückschlagen, nicht „Zahn um Zahn" leben, sondern großzügig loslassen. Das führt direkt zur nächsten Stufe: Feindesliebe (V. 43–48). Wer nicht zurückschlägt, ist schon auf dem Weg, seinen Feind zu lieben.

Und genau da liegt die Freiheit: Wer Gott vertraut, muss nicht alles selbst zurechtrücken. Er darf loslassen, statt immer heimzuzahlen. Er darf großzügig geben, statt festzuhalten. Er darf mit Demütigungen umgehen, ohne dass seine Würde zerbricht – weil sie im Vater im Himmel verankert ist.

So zeigt sich Reichsgerechtigkeit: nicht darin, jeden Anspruch durchzusetzen, sondern darin, den Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen. Nicht darin, Rache zu üben, sondern darin, Gnade zu leben.

Dieser Abschnitt ist kein Ruf zur Passivität, sondern zur stärkeren Freiheit: Wer im Reich Gottes steht, kann verzichten – und wird dadurch ein lebendiges Zeugnis der Gnade des Vaters.

Hoditai, Mensch des Weges 
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Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.09.2025 08:56.

nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 11.09.2025 16:44

Ein Ja, das Ja bleibt
(Matth. 5,33-37)

„Ihr habt gehört ... ich aber sage euch." Mit diesen Worten führt Jesus seine Zuhörer mitten hinein in ein Thema, das damals wie heute brandaktuell ist: Wahrhaftigkeit.

Im Alten Testament war Schwören nicht verboten. Wer schwor, sollte es nur im Namen des Herrn tun und durfte den Eid nicht brechen (Lev 19,12; Num 30,3). Der Schwur war also eigentlich eine Bekräftigung der Wahrheit. Doch zur Zeit Jesu hatte sich eine Kultur entwickelt, die genau das unterlief. Man erfand Ausweich-Formeln: „bei Himmel", „bei Erde", „bei Jerusalem", „bei meinem Haupt". Solche Schwüre galten in manchen rabbinischen Schulen als weniger bindend als ein Schwur im Namen Gottes. Mit anderen Worten: Man konnte scheinbar schwören und sich doch ein Hintertürchen offenhalten.

Genau dagegen richtet Jesus seine Worte: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt... Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen." (Mt 5,34.37). Er nimmt den Menschen die Ausreden weg. Denn jeder Schwur, ob bei Himmel, Erde oder Jerusalem, bezieht letztlich Gott mit ein. Der Himmel ist sein Thron, die Erde sein Schemel, Jerusalem die Stadt des großen Königs. Selbst dein „Haupt" gehört dir nicht, weil du kein einziges Haar weiß oder schwarz machen kannst.

Damit legt Jesus den Kern frei: Das Problem liegt nicht in der Form des Schwurs, sondern im Herzen, das nach Schlupflöchern sucht, statt die Wahrheit klar zu sagen.

Der Ruf Jesu ist radikal einfach: Ein „Ja" soll ein Ja sein. Ein „Nein" ein Nein. Keine Füllwörter, keine Absicherungen, kein verschwurbeltes Kleingedrucktes. Menschen, die zu Jesus gehören, zeichnen sich durch eine Sprache der Klarheit aus.

Das ist herausfordernd. Denn wie oft weichen wir in unserem Alltag aus: Wir sagen Dinge so, dass sie gut klingen, aber nicht ganz die ganze Wahrheit sind. Wir geben Zusagen, bei denen wir schon spüren, dass wir sie nicht halten können. Wir schmücken, beschönigen oder polstern ab, damit wir besser dastehen. Jesus entlarvt all das als „vom Bösen".

Doch sein Ziel ist nicht, uns bloßzustellen, sondern uns frei zu machen. Frei von dem Druck, immer noch eine Absicherung einbauen zu müssen. Frei von dem Zwang, mit Worten zu tricksen. Frei, einfach zu sagen, was ist.

Das Reich Gottes zeigt sich schon darin, dass Christen Menschen sind, denen man glauben kann. Dass unser Wort trägt – auch ohne Eid. Dass wir nicht mit großen Schwüren beeindrucken, sondern mit still verlässlicher Wahrhaftigkeit.

Jesus lädt uns ein, neu anzufangen: „Herr, mach mein Herz wahrhaftig, damit meine Worte verlässlich sind." Dann wird unser Ja ein echtes Ja sein – und unser Nein ein verlässliches Nein. Und Menschen um uns herum werden etwas von Gottes Treue erkennen, die niemals wankt.

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nusskeks

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Re: Sind andere Erzählarten möglich? Moses-Doppelgänger?

von nusskeks am 10.09.2025 17:43

Hallo Morgenstern,


danke für deine ausführlichen Erklärungen. Es ist gut, dass du offen sagst, was du glaubst und dass du den jüdischen Glauben und Mose so hochhältst. Die Bibel selbst zeigt, dass Mose genau auf den hingewiesen hat, der nach ihm kommen sollte: „Einen Propheten wie mich wird der HERR, dein Gott, dir erwecken – auf ihn sollt ihr hören" (5Mo 18,15). Das Neue Testament bezieht diese Worte ausdrücklich auf Jesus (Apg 3,22).

Der entscheidende Unterschied zu deiner Sicht ist: Jesus ist laut Bibel nicht nur ein Prophet, sondern der Sohn Gottes, das menschgewordene Wort (Joh 1,1.14). Er kam nicht, um das Gesetz zu lockern, sondern um es zu erfüllen – und zwar dadurch, dass er die Strafe für unsere Übertretungen selbst trug (Mt 5,17; Jes 53,5). Darum ist in ihm die Vergebung, die Mose und die Propheten nicht geben konnten.

Dass du sagst, Gott sei barmherzig, stimmt vollkommen – aber die Bibel zeigt: Gottes Barmherzigkeit und Gottes Gerechtigkeit treffen am Kreuz Jesu zusammen. Nur so kann Gott zugleich „gerecht sein und den rechtfertigen, der des Glaubens an Jesus ist" (Röm 3,26).

gruß
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nusskeks

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Re: Sind andere Erzählarten möglich? Moses-Doppelgänger?

von nusskeks am 09.09.2025 17:20

Hallo Morgenstern,


ja, Vergebung kommt allein von JHWH. Genau darin liegt die Botschaft des Neuen Testaments: Jesus ist nicht ein anderer neben Gott, sondern das menschgewordene Wort, durch das Gott selbst handelt (Joh 1,1.14). In ihm begegnet uns JHWH persönlich, darum sagt er: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9). Vergebung gibt es deshalb nicht außerhalb von Jesus Christus – denn er ist Gott selbst, der uns Versöhnung schenkt.

gruß
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nusskeks

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Re: Sind andere Erzählarten möglich? Moses-Doppelgänger?

von nusskeks am 09.09.2025 17:01

"Morgenstern": Ich habe den Koran, das Alte und das neue testament vollständig gelesen. Ihr seid einfach nur Fundamentalisten wenn ihr an Zauberei glaubt.

Hallo "Morgenstern",


das biblische Zeugnis spricht bei Gott nicht von „Zauberei", sondern von Gottes Handeln in der Geschichte. Darauf beruht unser Glaube – nicht auf Mythen, sondern auf dem, was Gott tatsächlich getan hat (2Petr 1,16).

Dass du Koran, Altes und Neues Testament gelesen hast, ist respektabel. Aber entscheidend ist nicht, alles zu lesen, sondern zu erkennen, dass Vergebung und neues Leben nur durch Jesus Christus kommen (Joh 14,6; Apg 4,12). Genau deshalb ist sein Tod und seine Auferstehung das Herzstück des Evangeliums.

gruß
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Re: Sind andere Erzählarten möglich?

von nusskeks am 09.09.2025 13:50

Ohweija. Na, ok. Der Text am Start des Threads ist vieles, aber sicher keine Rückbesinnung auf den Kern des Glaubens an Gott. Entsprechend kommt er auch völlig ohne biblischen Rückhalt aus. 

Vermutlich kann dieser Thread hier bereits geschlossen werden. 

Wie dem auch sei. Eigentlich werden wichtige Themen angesprochen. Allerdings macht die Bibel selbst klar: das Gesetz konnte uns nicht retten, sondern weist auf Christus hin (Gal 3,24; Hebr 10,1–4). Die gute Nachricht ist, dass Gott uns nicht durch eigene Gesetzeswerke gerecht macht, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, der für unsere Sünden starb und auferstand (Röm 3,21–26; 1Kor 15,3–4).

Gerade darin zeigt sich Gottes Barmherzigkeit und Vergebung – nicht gegen, sondern durch das Kreuz Jesu. Das unterscheidet das Evangelium fundamental von anderen Schriften oder Deutungen.


*wirft ein paar Perlen in den Thread*

gruß
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nusskeks

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Re: Sind andere Erzählarten möglich?

von nusskeks am 09.09.2025 12:42

Hallo Morgenstern,


dein Text klingt eher nach einer phantasievollen Nacherzählung als nach dem, was die Bibel selbst berichtet. Die Schrift macht jedoch deutlich, dass es sich nicht um Mythen handelt: „Wir sind nicht klug ersonnenen Fabeln gefolgt" (2Petr 1,16), sondern um Gottes zuverlässige Offenbarung (Lk 1,1–4).

Zentrale Punkte wie Mose, Jesaja 53 oder das Leben Jesu werden in der Bibel ganz anders dargestellt: nicht als Zaubertricks oder Legenden, sondern als Gottes mächtiges Handeln in der Geschichte. Vor allem Jesus Christus starb wirklich für unsere Sünden und ist auferstanden – das ist das Herz des Evangeliums (1Kor 15,3–8).

Darum lohnt es sich, die biblischen Texte selbst ernst zu nehmen. Alles andere lenkt nur vom Kern der Botschaft ab.

gruß
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Re: Impulse

von nusskeks am 07.09.2025 07:52

Ein reines Herz in einer gebrochenen Welt


Jesus führt die Linie aus 5,17–20 fort: Nicht nur die Tat, sondern schon das Herz steht vor Gott zur Prüfung. Beim 7. Gebot („Du sollst nicht ehebrechen") widerspricht er der gängigen Auslegung, die Schuld erst beim vollzogenen Akt sah. Er zeigt: Die innere Begierde bricht bereits die Gerechtigkeit des Gebotes – noch bevor irgendetwas „passiert". Wer „anschaut, um zu begehren", hat im Herzen schon die Grenze überschritten. Die Tat wächst aus dem Inneren; deshalb muss dort die Umkehr beginnen.

Bemerkenswert: Auch jüdische Stimmen seiner Zeit kannten diese innere Zuspitzung. Rabbinische Texte warnen, dass Blicke und Gedanken den Weg zur Sünde bahnen; wer „mit den Augen" ehebricht, ist vor Gott nicht unschuldig. Das Auge gilt als „Vehikel" des Ehebruchs; unreine Einbildung ist „schlimmer als die Tat". Jesus steht damit nicht gegen das Alte Testament, sondern führt zu seinem eigentlichen Sinn: Heiligung beginnt im Verborgenen.

Darum seine drastischen Bilder: „Rechtes Auge ausreißen, rechte Hand abhauen" – keine Aufforderung zur Selbstverstümmelung, sondern eine auffällige Redeweise für entschlossenes Abschneiden dessen, was zu Fall bringt. Besser radikal mit der Ursache brechen, als das ganze Leben zu verlieren. Jesus ruft zu einer konsequenten Jüngerschaft, die Versuchungsquellen entfernt, bevor sie Frucht tragen.

Im zweiten Teil (V. 31–32) nimmt er die Scheidungsfrage auf (Dtn 24,1). Damals stritten zwei Schulen: Hillel erlaubte Scheidung „aus (fast) jedem Grund", Schammai beschränkte sie auf einen sexuellen Fehltritt. Jesus weist die „Beliebigkeit" zurück und stellt die ursprüngliche Intention Gottes wieder her: Bundestreue – mit einer engen Ausnahme („außer wegen Unzucht"). Damit liegt er in der Sache bei der strengen Lesart: Scheidung ist nicht ein bequemes Ausweichmanöver, sondern nur da denkbar, wo der Bund durch sexuelle Untreue zerbrochen wurde.

Das Wort porneía (V. 32) bezeichnet sexuelle Unmoral im weiteren Sinn; an anderer Stelle wird klar: Diese Ausnahme benennt den legitimen Grund für Scheidung – nicht einen Katalog. Das Ziel bleibt: schützen, was Gott verbunden hat; heilen, was heilbar ist; und das Opfer eines gebrochenen Bundes nicht zusätzlich belasten.

Was heißt das für uns?

-> Hüte dein Herz. Der Kampf wird früh entschieden – bei Blick, Gedanke, Fantasie. Bitte den Geist Gottes um ein waches Gewissen und klare Grenzen.
-> Schneide entschlossen ab. Alles, was dich regelmäßig zu Fall bringt (Medien, Wege, Kontakte, Routinen), gehört konsequent „abgestellt". Das ist keine Askese um ihrer selbst willen, sondern Liebe zur Reinheit.
-> Ehre den Bund. Ehe ist Gottes Werk. Wo Untreue zerstört, braucht es Wahrheit, Buße und gegebenenfalls eine nüchterne Anwendung der Ausnahme – ohne Zynismus, ohne Härte, mit dem Blick auf Gottes Herz für Treue.

So ruft Mt 5,27–32 nicht zuerst zu mehr Regeln, sondern zu mehr Wirklichkeit: ein Herz, das Gott fürchtet und Menschen liebt – in Blick, Wort, Entscheidung und Bund.

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Re: Impulse

von nusskeks am 01.09.2025 15:49

Matthäus 5,21–26
(Quellen: Bibel und "Yeshua, The life of Messiah", A. Fruchtenbaum)

Jesus setzt nach 5,17–20 sofort um, was er mit „nicht auflösen, sondern erfüllen" meint: Er stellt nicht das Gebot gegen Mord in Frage, sondern zeigt dessen innere Gerechtigkeit – die Ebene, auf der das Herz schon lange vor der Tat schuldig werden kann. Der Einstieg „Ihr habt gehört, dass gesagt ist ..." greift eine geläufige rabbinische Lehrformel auf („ihr habt eine Überlieferung empfangen") und kontrastiert sie mit seiner eigenen Vollmacht: „Ich aber sage euch ...". Es geht also um Gottes Gebot vs. die gängige Auslegungstradition – und um die Richtigkeit des Herzens, nicht nur um äußere Korrektheit.

Darum verschiebt Jesus den Brennpunkt: Anhaltender Zorn gegen den Bruder stellt bereits vor das Gericht; die abwertende Anrede „Raka" („leer, Hohlkopf") bringt in Gefahr vor den Rat; das vernichtende „Narr!" (mōros) zielt auf die Gehenna des Feuers. Das ist keine juristische Staffelung zum Abhaken, sondern Jesus baut seine Warnungen stufenweise auf – jede Stufe ernster als die vorherige: Aus innerer Feindseligkeit wachsen Worte, aus Worten Taten. Schon „Raka" wird in rabbinischen Texten als scharfes Wort angesehen; Jesus markiert genau diesen Moment, in dem Worte zum Bruch der Gebots-Gerechtigkeit werden.

Gehenna (hebr. Gê Hinnom, „Tal Hinnom") ist dabei nicht bloß ein Synonym für „Hölle", sondern ein bekannter jüdischer Bildraum: das Tal südlich Jerusalems, mit der düsteren Erinnerung an Kinderopfer – daher wurde es zum Bild des endgültigen Gerichtsfeuers. Wenn Jesus sagt „Gefahr der Gehenna des Feuers", legt er den Finger auf die letzte Konsequenz ungeklärter, verächtlicher Herzenshaltung.


Auffällig ist die Vorrangregel in V. 23–24: Mitten im Gottesdienst – „wenn du deine Gabe zum Altar bringst" – hat Versöhnung Priorität vor der Opferhandlung. Gottesdienst ohne geklärte Beziehungen ist unvollständig. Jesus ruft dazu auf, den Gottesraum nicht als Fluchtort vor menschlichen Konflikten zu benutzen, sondern als Anstoß, sie endlich zu klären. Erst dann: „... und komm und opfere deine Gabe."

Die folgende Mini-Gleichnisrede (V. 25–26) macht das praktisch: „Einig dich schnell mit deinem Gegner auf dem Weg" – also bevor ihr im Gerichtssaal steht und die Sache euch entgleitet. Worte wie „Richter", „Gerichtsdiener", „Gefängnis", „bis du den letzten Pfennig bezahlt hast" illustrieren die Konsequenzkette ungeklärter Schuld: Je länger man wartet, desto teurer wird es – und irgendwann entscheidet ein anderer über dich. Der geistliche Punkt: Proaktive Versöhnung ist nicht nett, sondern Gehorsam.

Was heißt das für uns?

Nimm dein Herz ernst. Nicht nur die Faust, auch die Feindseligkeit verletzt das Gebot. Prüfe: Wo haben sich Groll, zynische Etiketten und kalte Geringschätzung breitgemacht? („Raka" beginnt heute oft als Augenrollen.)

Repariere Beziehungen vor Ritualen. Lehre, Dienst, Liturgie – alles zweitrangig, wenn zwischen mir und meinem Bruder / meiner Schwester etwas steht. Gott ehrt, wenn wir aufstehen, hinausgehen und Frieden suchen.

Handle früh. „Auf dem Weg" ist die Gnadenzeit der freiwilligen Klärung. Später regelt „das System" – und selten zu deinem Guten. Geistlich gesprochen: Heute ist der Tag, Schritte zu tun.

Gewicht der Worte. Unsere Zunge kann „Gericht" lostreten – oder Segen. Jesus' Warn-Crescendo will uns nicht lähmen, sondern zum Friedensstiften befreien.

Kurz: Mt 5,21–26 ruft nicht zu weicheren Maßstäben, sondern zu tieferer Gerechtigkeit. Wer dem König gehört, lässt es nicht zur Tat kommen, weil er schon beim Zorn inne hält, bei der Wortwahl umkehrt und bei der Versöhnung den ersten Schritt tut. Das ist Gottesdienst, der Gott wirklich ehrt.

Hoditai, Mensch des Weges 
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Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.09.2025 16:07.
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