Bibelübersetzungen

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 19.04.2015 22:53

Mit eine der größten Herausforderungen, wenn es um Übertragungen aus dem Hebräischen oder Griechischen geht sind die vielfältigen Bedeutungen, die ein einzelnes Wort haben kann. Warum hat wohl Luther das Wort Mammona germanisiert, statt zu übersetzen? Da ist er wohl an eine Grenze gestoßen. Mammona heißt Besitz, Erfahrungsschatz, Reichtum. Anderseits bedeutet es auch Bild, Vorstellung, Idee. Bei so vielen Möglichkeiten ergibt sich eine vernünftige Übersetzung nur aus dem Kontext. Ja, wörtliches Übersetzen ist nicht möglich, zu viel steckt in diesem einen Wort.

Das griechische Wort, das mit ermahnen übertragen wurde hat z.B. nix mit dem Drohfinger zu tun. Es hat weit mehr damit zu tun, jemanden bei der Hand zu nehmen, in die rechte Spur zu drängen, anschubsen und vor allem ermutigen.

Wenn im Deutschen lehren steht, hat das griechische Wort höchstens am Rand mit Vorträgen zu tun. Das griechische Wort heißt vor allem vormachen, vorleben, vorangehen und andere mitziehen, zum nachahmen ermuntern. Wenn ich das Wort so betrachte verstehe ich, dass Paulus sagt, ein Ältester muss (zwingende Form!!) ein guter Bibellehrer sein. Viele Älteste stehen kaum je auf der Kanzel. Sehe ich aber das Wort, das hier mit lehren übersetzt ist in seiner weiteren Bedeutung, da komme ich schon sehr schnell an ganz enge Grenzen, wenn ich versuche, wörtlich zu arbeiten. Das bei aller Verpflichtung zur Genauigkeit... Es geht ums übertragen der Botschaft in den Alltag.

Der Altphilologe Dr. Hermann Menge, der selbst beim übersetzen der Bibel zu Jesus fand, bemerkte mal: Vielleicht sind Berufskollegen da, die für einige Passagen bessere Lösungen finden. Was ich aber noch weit höher schätze sind geisterfüllte Gotteskinder, die mir bei der Arbeit raten... Damit sollte klar sein: die Bibel lesbar in unsere Sprache zu bringen ist nur durch Gottes Hilfe möglich.

Ein sehr tröstliches Wort fand ich im alten Testament. Da steht in Deutsch, dass Gott zu Josua sagte "geh über den Jordan". Genau steht hier aber komm. Mit andern Worten: Komm zu mir, in den Jordan. Dort warte ich, damit du unbeschadet hinübergehen kannst. Gott wartet auch auf mich mitten in der Prüfung in die er mich nie und nimmer von sich weg schickt. Also, Kind, komm, ich bin ja schon mal hier!!

Das sind nun mal einige Gedanken aus der Sicht eines ganz kleinen Übersetzers, der auch sehr schnell an seine Grenzen stößt...

Willy, den die Sprachen immer noch faszinieren. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.04.2015 23:03.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Bibelübersetzungen

von Rapp am 21.04.2015 10:10

Zum schmunzeln: Georges wurde öfters als Dolmetscher beigezogen, wenn es um englische Vorträge ging. Da kam er in eine äußerst peinliche Lage: er hatte einen Ausdruck schlicht nicht verstanden und konnte den Sinn aus dem zuvor gesagten nicht ableiten. Der Redner hatte gesagt, wir sollten uns von Gottes Licht durchfluten lassen. Conflux war der Ausdruck, den Georges nicht begriff. So sagte er: Was Gott mit uns machen möchte ist - ja - ist - wie Kornflakes. Für Heiterkeit war jedenfalls gesorgt.

Das gehört eigentlich zum Thema Freuden und Sorgen eines Dolmetschers oder Übersetzers... aber eben: Schnitzer passieren jedem, warum denn nicht?

Willy

 

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