Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
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Kayla
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von Kayla am 11.06.2015 14:15Das ist aber genau das, was ich schwer verstehe. Woran wird man denn dann erkannt - vor allem, wenn sich die Menschen um einen herum eben auch vorbildlich verhalten, wie ich das z. B. im Nachhilfeinstitut oder bei Freunden kenne? Ich dachte früher, dass es dann etwas in der Ausstrahlung sein muss, wie eine Art Heiligenschein, aber das fehlt mir definitiv auch. Natürlich kommt es in langen, intensiven Gesprächen durchaus mal raus, aber die gibt es eben auch nur mit engen Freunden und nicht z. b. auf der Arbeit. Ich finde es dann schwer, festzustellen, worin diese "Früchte", die ja erkennbar sein sollen, bestehen. Ich merke in mir mit den Jahren schon eine Veränderung (wenngleich ziemlich langsam, ich brauche wohl immer eine Weile), aber ob sich das nach außen zeigt, wage ich zu bezweifeln.
So geht es mir auch und ich denke auch, dass das letzten Endes die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass ich nichts ohne ihn tun kann, gerade mit meinen Ängsten und sozialen Schwierigkeiten, die ich irgendwie immer als sehr unchristlich empfinde. Aber dazu kam auch die Erkenntnis, dass es besser ist, Gott darum zu bitten, dass er mich verändert, anstatt krampfhaft an einer nach außen sichtbarer Veränderung zu arbeiten, bei der ich leider meine Beziehung zu Gott oft vernachlässigte - es ging dann ja um die äußeren Dinge und nicht um die inneren. Das hat sich geändert, aber das Ergebnis ist, dass ich gar nicht sagen könnte, ob irgendjemand, der mich nicht besonders gut kennt, noch erkennen könnte, dass ich Christ bin. Es muss sich ja auf irgendeine Weise zeigen, oder?
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von marjo am 11.06.2015 13:39Hallo Kayla.
letztendlich können nur zwei Personen wirklich wissen, ob Du Christ bist. 1. Gott und 2. Du.
Würden wir zwei uns begegnen, könnte ich Dir vielleicht dabei helfen, Deinen Stand zu erkennen. Nicht sofort, aber im Laufe der Zeit, in der Begegnung, im Gespräch und in der Beobachtung, könnte ich Dir die Dinge mitteilen, die ich beobachte. Ein geschultes Auge, sozusagen. Irgendwie bekomme ich oft Zugang zu introvertierten Menschen. Vermutlich, weil ich sie gut verstehen kann.
Was die Erkennbnarkeit von Christen angeht, so sind die Kategorien von "Deutlichkeit" sehr verschoben. Als Christ wird man erkannt. Oder, ich formuliere anders: Wenn man mit Jesus lebt und sich von ihm verändern lässt, wird man erkannt, auch ohne verbal (für Nichtchristen) unangenehm aufzufallen oder lautstark auf fromme Aktivitäten hinzuweisen. Man wird nicht immer positiv erkannt, aber darauf haben wir ja auch keine Verheißung.
Sehr schönes Beispiel. Jetzt stell Dir das noch vor als christlicher Mann. Haupt der Familie, Vater, Verantwortlich, oberstes Vorbild in allen Dingen... dann hast Du beschrieben wie ich wahr bis vor... hm, ich würde mal sagen bis vor 5 Jahren traf das noch zu 100% auf mich zu. Heute noch zu 50%, plus / minus 20%.
Bei mir hat dieser elender Zustand den Effekt, dass ich meine Abhängigkeit von Jesus spüre. Körperlich. In all den von Dir beschriebenen Situationen stelle ich fest, wie unfähig ich bin. Das ist großartig. Ich empfinde es so, in all meinen Unzulänglichkeiten. Ich werde Gott dafür immer lieben.
gruß, marjo
Kayla
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von Kayla am 11.06.2015 12:58Nun habe ich mir den Thread noch mal durchgelesen und fürchte, dass ich aus Sicht einiger Mitglieder hier keinesfalls Christ sein kann.
Da kam weiter vorne in der Diskussion der typische Satz: "Wenn das Herz voll ist, quillt der Mund über." Ist bei mir nicht der Fall. Weder in Bezug auf Gott, noch in Bezug auf andere gute Dinge, die mir passieren - bei ganz engen Freunden und Familienmitgliedern schon, aber ansonsten habe ich oft Hemmungen, Persönliches zu erzählen, egal welchen Bereich es betrifft und bin froh, wenn ich beim Wetter bleiben kann. Zugegebenermaßen hat das bei mir viel mit sozialen Ängsten zu tun, zusätzlich bin ich ein eher zurückgezogener, introvertierter Mensch und brauche viel Zeit für mich alleine, kann auch schwer von mir aus auf andere zugehen. Ich glaube nicht, dass man mir das Christsein anmerkt, wenn man mich nicht kennt.
Ich bewege mich auch nicht in Bereichen, in denen sich meine Mitmenschen so unmöglich verhalten, dass ich mich klar davon distanzieren muss, sondern habe eigentlich eher mit Menschen zu tun, die, egal ob gläubig oder nicht, von den Bereichen, in denen wir miteinander zu tun haben, die gleichen moralischen Vorstellungen haben - z. B. machen wir alle uns im Nachhilfeinstitut Gedanken, wie man den Schülern am besten helfen kannn. Wenn wir über einen Schüler reden, dann nicht um zu lästern, sondern um Lösungen zu finden. Die Arbeit ist ja einer von typischen Bereichen, in denen man es angeblich so klar zeigen kann, dass man Christ ist. Klar geht das, wenn die anderen tratschen und lästern, übles Vokabular verwenden oder ihre Arbeit schludrig erledigen und unehrlich sind. Die Situation habe ich nicht. Bei meinen Freunden ist das ähnlich.
Angeblich sollen sich Christen ja deutlich von anderen unterscheiden, aber ich müsste dann schon ein so extrem übertrieben frommes Verhalten an den Tag legen, dass es unnatürlich wäre und andere wohl eher verwirren würde. Früher dachte ich, es zeigt sich zumindest an Erfolg im Leben, z. b. am Einser-Zeugnis in der Schule, weil christliche Schüler unglaublich fleißig sein müssen, an einer strahlenden, einnehmenden Persönlichkeit oder ganz vielen christlichen Aktivitäten wie z. B. Bibelkreis, hauskreis etc. Heute weiß ich es gar nicht mehr, ich weiß nur, dass ich, obwohl ich Christ bin, soziale Ängste habe und in Stresssituationen schnell hilflos und überfordert bin. Genau das, was ein Christ nicht zeigen soll, denn als Christ soll man ja ruhig, gelassen, offen und freundlich sein. Das schaffe ich seit Jahren nicht, trotz vielen Gebeten. Und wenn genau das einen Christen auszeichnet, dann bin ich wohl keiner und ebenso einige Freunde die ich habe, die ähnliche Schwierigkeiten haben.
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von marjo am 09.06.2015 09:31Status: Der Kurs ist immer noch in der Mache. Wir bleiben dran.
Zwischenzeitlich fühlte ich mich bei einigen Kollegen im Kirchenvorstandskreis erneut an 2Tim 3,5 erinnert
wobei ich anmerken muss, mir wirklich Mühe zu geben und nicht eben strenge oder harte Maßstäbe angesetzt zu haben. Besonders die "Kraft der Veränderung" kommt in deren Leben nicht vor. Sie leben, wie man halt lebt, reden über die Dinge des Lebens, wie man halt redet... wenn man weder Bibel, Jesus oder den kennt, vor dem man sich verantworten muss.
gruß,
marjo
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von Michael-A am 23.03.2015 13:40Êinfach Super. Ich bei BibelTV mir so ein ALPHAKURS angeschaut. Einfach genial. Dann habe ich mir von einen Freund aus der evangelischen Kirche von Kisslegg erzählen lassen, wie bei Ihnen so ein Alphakurs gelaufen war. Er war einfach begeistert. Aber leider ist der dortige Pfarrer dann weggezogen und die Lebendigkeit in der Gemeinde konnte sich nicht durchsetzen. Ich finde es traurig, dass zu viele Christen, das Christsein bei Leitungen oder eines Pastors abgucken, anstatt sich voll auf Jesus zu bauen und sich von den Herrn voll leiten lassen. "Komm brich in deiner Kirche an..." heißt es bei dem Lied: "Sonne der Gerechtigkeit" Mein Lieblingslied von den schönen alten Liedern.
Friede sei mit Dir und deinem Haus (auch Familie gemeint...)!
Michael
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marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von marjo am 23.03.2015 11:25Hallo Michael,
wie von Solana weiter oben angeregt, habe ich meine Pastor so eine Art Grundkurs vorgeschlagen. Er sich sich mündlich bei mir gemeldet und möchte meinen Vorschlag mit mir in Ruhe besprechen. Ich bin gespannt was dabei herum kommt und halte Euch auf den Laufenden.
gruß, marjo
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von Michael-A am 23.03.2015 11:14Hey Marjo, von solcher Art Gemeinden kenne ich zur Genüge, deswegen bin ich auch aus dieser Landeskirche ausgetreten, Jesus musst du dort echt suchen wie in einem Heuhaufen. Dennoch es gibt sie auch dort, die Christen, die sich von Jesus mehr leiten lassen, als von der Kirchenleitung! Habt ihr in der Gemeinde kein ALPHAKURS durchgeführt? Das ist eine ganz feine Sache. Das kann eine ganze Gemeinde umkrempeln! Ich jedenfalls lasse mich leiten von Jesus! Alles andere sind dann Folgen von meinen neuen Leben mit Jesus. Trenne die Spreu nicht vom Weizen, sondern lebe gleich mit Jesus!
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Michael
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marjo
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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von marjo am 23.03.2015 10:41Da wirft sich mir noch mehr entgegen. Die Früchte, von denen Jesus sprach, müssten doch klar erkennbar sein. Wer hält sich schon damit auf irgendein "Fruchtpotential" ergründen zu wollen, vor allem, weil dies gänzlich unmöglich ist?
Genauso wie die Nächstenliebe müssen die Früchte des Geistes klar ersichtlich sein, zumindest dann, wenn man einen Menschen über längere Zeit begleitet, da Hinweisschilder auf der Stirn eben nicht zu den Früchten gehören. Nach 5 Jahren Mitgliedschaft in der Gemeindeleitung sind für mich solche Früchte nicht ersichtlich. Eher das Gegenteil. Versuche ich mit anderen Gemeindeleitern über Jesus und den Glauben ins Gespräch zu kommen, scheitert dies stets kläglich. Nicht nur, dass außerhalb der Sitzungen und der üblichen Kirchenaktivitäten Jesus bei denen schlicht nicht stattfindet, es wird auch moniert, dass in Predigten ja nicht immer so viel von Jesus gesprochen werden muss.... aktuelle Themen zu Politik, Umwelt und Soziales werden vermisst.... bzw. sollten nicht immer zu mit irgendwelchen Bibelwahrheiten vermischt werden.
WIe dem auch sei. Die Früchte, an denen wir erkennen sollen, sind genau das: Erkennbar. Sonst fallen sie nicht in die Kategorie der "erkennbaren Früchte" von denen Jesus redet. Wenn man einen Menschen lieb hat, verbringt man Zeit mit ihm. Ist man von Nächstenliebe getrieben, sieht man das. Für mich ist das ein guter Gradmesser für das, was mir wichtig ist: Womit und mit wem verbringe ich meine Zeit? Das ist klar erkennbar und wird bei den Früchten nicht anders sein. Vor einigen Jahren fragte ich einen Christen, weshalb dieser stets mit einem sehr mißmutigen, ärgerlichen und genervten Gesichtsausdruck anzutreffen sein? Ich traf diesen Menschen über 10 Jahre mehrmals die Woche und konnte die Gelegenheiten seiner heiteren und fröhlichen Gesichtsausdrücke an zwei Händen abzählen. Die Antwort diese Christen werde ich nie vergessen. Er sagte mir "Ich freue mich halt innerlich." Jemand, der über 10 Jahre fast immer so aussah, als ob er bestohlen wurde oder ein Regenguss ihm das Grillfest verdorben hätte, vermochte es tatsächlich, mich mit dieser Antwort zu überraschen.
gruß,
marjo
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von Michael-A am 23.03.2015 10:07Jesus sagt, an euren Früchten soll euch die Welt erkennen.
Was sind nun die Früchte, die Jesus und Paulus ansprechen? Kann ich jeden von meinem Früchten teilhaben lassen?
jesus ist mein Herr, ohne ihm geht es nicht, aber muss das jeder gleich erkennen?
Das sind meine Fragen.
Ich bin seit 1974 bekehrter Christ, aber ausgelernt habe ich längst nicht!
Liebe ist eigentlich die wichtigte Frucht, aber ohne ihm kann ich es nicht immer leben. Ich brauche Jesus sehr.
Christsein ist für mich kein "Beruf", sondern meine Lebenseinstellung zum Leben. Ich kann mir ein Leben ohne jesus nicht mehr vorstellen. Aber muss das jeder wirklich sehen?
Friede sei mit Dir und deinem Haus (auch Familie gemeint...)!
Michael
Israel, Deutschland, Polen! Für diese Länder bete ich!
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?
von marjo am 23.03.2015 08:38Na, wer ein Fußballspiel anschaut und dazu in ein Stadion geht, dem kann man Interesse am Fußball unterstellen. Mitglied im Verein ist er dadurch natürlich noch nicht. Im Glauben an Christus ist die "Vereinszugehörligkeit" natürlich von wesentlich größerer Wichtigkeit als beim Sport, weshalb mein Beispiel hier auch schon endet. Außerdem ist dieser "Funken Glauben" für meinen Pastor gleichbedeutend mit "er ist Christ", nur halt kein wacher oder motivierter.
In jedem anderen "Beruf" besteht nie Zweifel, wann und wie man dazu gehört. Bei der Beruf(ung) zu Christus wollen alle daran herumdeuteln und das geht mir auf die nerven. Wenn ich interesse an der Medizin habe und einige Vorlesungen an einer Uni besuche (was in Deutschland ohne Probleme möglich ist) macht mich das maximal zu einen halbgebildeten Laien. Niemand würde mich ohne offizielle Zulassung in einen OP lassen. Aber sobald jemand auch nur "christlich" furzt, rufen gleich alle "Hallelulja" und rechnen ihn der erlösten Schaar zu. Diese Lamento ließe sich auf fast jeden anderen Beruf ausweiten und es erinnert mich an die Tante meiner Frau. Als eines unserer Säuglinge mal ungewöhnlich schrie, bot sich diese Tante an zu helfen mit den Worten "Ich wollte mal Hebamme werden, ich kenne mich aus." Noch heute muss ich lachen, wenn ich daran denke. Bei meinem nächsten Flug werde ich das der Flugbegleitung auch mal vorschlagen "Lassen sie mich heute bitte an den Flugknüppel! Ich wollte mal Pilot werden."
Wie dem auch sei. Die Situation in der Gemeindeleitung muss geklärt werden. Der Eindruck, alle Leiter würden am selben Strang ziehen, hätten die selbe "Vision" für die Gemeinde und wären auch nur ansatzweise aufgrund ähnlicher Motivationen in dieser Tätigkeit, will sich seit meinem "Amtseintritt" partou nicht einstellen. Das muss ich ändern.
viele grüße, marjo