Gnade und Werke

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Gnade und Werke

von Rapp am 09.12.2014 11:32

Ich habe mich hier lange Zeit rausgehalten. Aber nun möchte ich doch einige Gedanken äußern:

Der Sonntagsschullehrer hatte mit den Kindern die Geschichte vom Pharisäer und dem Zöllner betrachtet. Zum Schluss betete er: "Gott, ich danke dir, dass ich nicht so schlimm bin wie jener Pharisäer..." Das ist wohl kaum zu toppen!

Dann ist mir aber noch etwas aufgefallen. Eine etwas unterschwellige Frage: wie ist es mit einem Menschen, der gerade wiedergeboren wurde? Muss der nicht erst mal Werke vorweisen um seines Heils sicher zu sein? NEIN! Das Werk, das mich heiligt hat Jesus vollbracht. Hinzufügen kann  ich da nichts. Schau, ich halte ein Baby in den Armen. Niemand wird behaupten, das sei erst ein Mensch, wenn er lesen und schreiben kann. Dieses Kind ist ein vollkommener Mensch - und trotzdem in allem auf seine Eltern angewiesen. Es wird heranwachsen, erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Dann ist es wohl mehr Mensch als am Tag seiner Geburt? Neeee, es war vom ersten Tag an Mensch. Nicht anders ist es mit einem wiedergeborenen Menschen. Als Eltern dürfen wir uns da nicht davor drücken Windeln zu wechseln und manch nicht so angenehme Arbeit für den kleinen Wonneproppen auf uns zu nehmen, denn im geistlichen Leben gehts wohl nicht anders zu als im natürlichen...

Diese Gedanken kamen mir, als ich mich hier durch einige Seiten durchwühlte... Setzt euer Vertrauen ganz auf die Gnade! mahnt uns Paulus.

Willy, geborgen in Vaters Armen trotz Macken Fehlern und falscher Fellfarbe...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.12.2014 12:06.

solana

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Re: Gnade und Werke

von solana am 09.12.2014 11:00

Guten Morgen
Gestern abend ging es ja heiss her im Thread über die Frage, ob Gläubige verloren gehen können oder nicht.
Dabei ist mein Beitrag total untergegangen .
Aber eigentlich gehört er sowieso mehr hier her. Und da ich doch gerne och eine Antwort hätte, kopiere ich ihn mal hier her. Denn die Fragen, die sich mir dort ergeben haben, sind noch nicht beantwortet und mich würde schon interessieren wie das (insbesondere von Wintergruens Perspektive aus) gesehen wird:

Wintergruen schrieb:

die Zusagen die glaube ich ,, aber ich muss mich erst bewähen, wer mich liebt sagt er tut meine Gebote halten.. Also : solange man nichts nachweisen kann aufgrund des Glaubens.. sollte man hoffen das man durch die Gnade gerettet wird... erst wenn Früchte und alles andere zum Vorschein kommen und man alles das sieht, dann kann man mit Gewissheit hoffen

 

Liebe Wintergruen
Eigentlich dachte ich ja auch, dass wir so ziemlich dasselbe meinen, es nur jeweils anders formulieren.
Aber ich muss sagen, mit diesen Aussagen habe ich schon etwas Mühe, die zu unterschreiben ....


Das hört sich für mich so an: "Gnade ist eigentlich nur das "zweitbeste", die "Notlösung", die uns eine "Galgenfrist" einräumt, innerhalb derer wir uns bewähren können, solange bis wir so "gut" sind, dass wir auf Gnade verzichten können - und das ist unser Ziel: "auf die Gnade verzichten können."

Aber vielleicht kommt das ja nur so missverständlich rüber, weil du nur auf die Schnelle formuliert hast.

Mal am praktischen Beispiel. Im anderen Thread über Gnade und Werke haben wir doch über den betenden Pharisäer und Zöllner gesprochen.
So wie sich das, was du geschrieben hast für mich anhört, darf der Zöllner "am Anfang" schon noch so beten, dann ist ihm Gott gnädig.
Wenn er es aber zeitlebens es nicht besser hinkriegt, gute Werke zu tun und Früchte zu bringen und am Ende seines Lebens dasselbe Gebet wieder bittet, dann kann er zwar immer noch hoffen und vielleicht ist ihm Gott trotzdem gnädig, aber eigentlich dürfte das so nicht sein.
Wenn nun der Pharisäer am Ende seines Lebens einsieht, dass Stolz nicht gut ist und demütig wird, dann ist er mehr oder weniger vollkommen und seiner Errettung sicher, Gnade braucht er dann eigentlich nicht mehr, höchstens noch ein klein wenig. Dann wäre er - im Gegensatz zu dem Zöllner - in der Position, dass er nicht mehr nur "auf Glauben" hoffen muss, sondern wie du schreibst: " erst wenn Früchte und alles andere zum Vorschein kommen und man alles das sieht, dann kann man mit Gewissheit hoffen", also viel besser dran als der Zöllner und darf sich seiner Errettung viel sicherer sein, weil er auch noch Werke dazu hat und kaum noch Gnade braucht?

Du kennst vielleicht das Lied "Stern auf den ich schaue.
Da spricht die dritte Strophe ja vom Tod, von der Freud/"Jauchzen", obwohl er/sie nichts zu bringen hat;
Ist das in deinen Augen dann auch Ausdruck eines Irrglaubens falsch verstandener Gnade?:

Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe,
alles, Herr, bist du!

Ohne dich, wo käme
Kraft und Mut mir her?
Ohne dich, wer nähme
meine Bürde, wer?
Ohne dich zerstieben
würden mir im Nu.
Glauben, Hoffen, Lieben
alles, Herr, bist du!

Drum so will ich wallen
meinen Pfad dahin,
bis die Glocken schallen
und daheim ich bin.
Dann mit neuem Klingen
jauchz ich froh dir zu:
nichts hab ich zu bringen,
alles, Herr, bist du!

zitiert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Stern,_auf_den_ich_schaue

Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.12.2014 11:18.

Pal

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Re: Gnade und Werke

von Pal am 07.12.2014 20:05

In meiner Versliste ist es doch erstaunlich, das der (von mir gelb unterlegte) Originaltext, die Verhältnisse so beschreibt, mit diesen Worten und keinesfalls in der von mir verfälschten Version von "#*#"

Doch im Grund steht jedem natürlich denkenden Menschen die "#*#-Version" viel näher, weil der Mensch gerade in dieser Version tickt. Ich atme, ich tue, ich wirke, ich habe Talente, ich, mein, mir, mich dirigiert ihn bis in die letzte Faser seines Naturells.
Dann hört man die Argumentation: Ja, wer ist es denn, der mein Leben lebt? Lebt es etwa Gott für mich?
Ich kann dir garantieren, ob es dir gefällt oder nicht, das die boshaften Schattenseiten deines Lebens tatsächlich ursächlich von dir SELBST stammen. Aber die wirklich echt liebenswerten Dinge, sind ein Erzeugnis: "Made in Heaven"

Es gehört schon geist-gewirkter Glaube dazu die tatsächliche Originalform so begreifen zu können, wie sie dasteht, und in der Tiefe zu ermessen, warum es so und nicht anders ausgedrückt wurde.

Wer noch mehr solche Verse bräuchte... dem kann ich sie schicken

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MichaR
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Re: Gnade und Werke

von MichaR am 07.12.2014 14:29

ja, nennt sich "selbstgerecht".

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solana

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Re: Gnade und Werke

von solana am 07.12.2014 13:21

Ja, Micha - aber er dankte doch Gott dafür. Verweigerte er ihm dann die Ehre und nahm sie für sich selbst?

Ich denke, "formal gesehen" nicht.
Das wird erst deutlich durch das, wie er sich selbst - im Verhältnis zu anderen Menschen - "einschätzt".

So heisst es ja auch in der Einleitung:

Lk18, 9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis:

Ich denke, nicht weil er seine guten Werke vor Gott brachte und ihm dafür dankte.
Sondern weil er sich aufgrund dieser Werke für besser und frommer hielt als andere.
Ihm fehlte die Demut und die Selbsterkenntnis, dass auch er - mit noch so viel guten Werken - nicht vor Gott bestehen kann und genauso auf Gottes Gnade angewiesen ist wie die von ihm Verachteten. Deshalb kam er gar nicht erst auf die Idee, darum zu bitten.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2014 13:22.

MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Gnade und Werke

von MichaR am 07.12.2014 12:56

Der "Pharisäer" berief sich auf SEINE  (eigenen) Werke.

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solana

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Re: Gnade und Werke

von solana am 07.12.2014 12:44

Ja, Micha, ich denke, das ist genau der springende Punkt:
Gott gewährt uns seine Gnade, wenn wir unsere Schwachheit vor ihn bringen und unsere Hilfsbedürftigkeit.
Nicht unsere Stärke - indem wir sagen: "Hier ist das, was ich geleistet habe, nun tu du "deinen Teil" dazu undgib, was noch zur Vollkommenheit fehlt".

Das wird deutlich in der Geschichte vom Pharisäer und vom Zöllner:

Lk18, 9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Der Zöllner hatte gar nichts vorzuweisen - aber er erkannte das und brachte "sich selbst" in all seiner "Nichtigkeit" vor Gott und erflehte seine Gnade. Gott hat sie ihm gewährt. Nicht so dem Pharisäer. Obwohl er sogar ein Dankgebet sprach und Gott dafür dankte, dass er besser war als alle die "Schlechten", die er aufzählte. Hört sich doch eigentlich auch so an, als würde er Gott die Ehre geben - oder nicht?
Wo genau ist da der Wurm drin?
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2014 12:45.

MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Gnade und Werke

von MichaR am 07.12.2014 12:01

ja! "Gott sei dank" ist das so das der Geist uns vertritt, sonst würde er sich wohl manchmal umdrehen und übergeben, oder zumindest verständnisslos den Kopf schütteln unser lieber Herr
= wieder alles nur Gnade  (!)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2014 12:20.

solana

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Re: Gnade und Werke

von solana am 07.12.2014 11:58

Ja, Micha, solche bescheuerten Aussprüche gibt es noch mehr, zB:

Röm 8, 26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.

"hilft auch der Geist unsrer Schwachheit" - nicht unserer "Stärke"  
Aber vielleicht ist das ja auch ganz bewusst so formuliert?
Gruss
Solana 

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MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Gnade und Werke

von MichaR am 07.12.2014 11:29

eine Anmerkung noch:

"Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" (Mk 9, 24)
hierbei denke ich das dies zwar aufgezeichnet ist für uns zum lernen, aber ... das es das bescheuertste Gebet ist, das in der Schrift erwähnt wird, mal nebenbei. Denn er soll nicht unserem Unglauben helfen,- wie verdreht ist das denn? sondern unserem Glauben, nicht? Aber der Herr erkennts...

- nicht böse sein - 
 

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